3. August
Ein wenig
abgehetzt – in Eile habe ich die Koffer ausgepackt und alles verstaut, während
Günther wichtige Informationen mit Will ausgetauscht hat - sinken wir in
unsere superbequemen Schalensitze. Endlich "on the road again"!
Abenteuerlust erwacht,
als wir am Pazifik ankommen und vor uns plötzlich das Hinweisschild "Bodega Bay"
( http://www.bodegabay.com )
auftaucht. Wurde hier nicht Hitchcocks Thriller
"Die Vögel" gedreht? Tatsächlich entdecken wir Häuser, die uns aus dem Film
in Erinnerung sind.
Und die gruselige
Stimmung liegt eindeutig über der Bucht! Vögel gibt es auch genug, Möwen & Co. in
Scharen. Es scheint, als würden sie sich gleich zusammenrotten... Eigentlich müssen wir
hier doch nicht schon einen Übernachtungsplatz suchen, oder?
Über die berühmte
Number One ( http://www.caohwy.com/h/hwy1.htm )
fahren wir
weiter in südlicher Richtung. In Stinson Beach haben wir die Gänsehaut von
der Bodega Bay abgelegt und Lust auf Strandleben. Außer uns haben auch noch einige
hundert Amerikaner diese Lust verspürt - es ist nicht gerade ein menschenleerer Strand,
der sich breit und einladend vor uns erstreckt. Eine Stunde Beachlife genügt uns unter
diesen Bedingungen, und so fahren wir weiter an herrlich wildromantischen
Küstenabschnitten vorbei auf San Francisco zu. Noch einmal überqueren wir die Golden
Gate Bridge, die herrlich im Abendlicht liegt.
Unser heutiges Ziel ist die Half Moon Bay, südlich
von San Francisco. Dort gibt es einen RV (Recreational Vehicles)-Platz
direkt am Meer ($15 / Nacht). Während Günther ein wohlverdientes Bier genießt
beobachten wir von unserem Aussichtsplatz Wellenreiter bei ihrem bewundernswert
geschickten Tun. - "Ich künnt dat nit", meint Günther
bedauernd.
In der Nähe entdecken wir zum Glück ein Restaurant
(Hunger!!!) mit Meerblick, in dem wir sehr lecker, aber nicht unbedingt billig, speisen.
4. August
Die Nacht war ruhig, obwohl der Platz nahe an der Straße liegt.
Zeitig machen wir uns auf den Weg. In Monterey ( http://www.gomonterey.com
) machen
wir den ersten Stop, um uns John Steinbecks "Straße der Ölsardinen",
die Cannery Row ( http://www.canneryrow.com
), anzusehen, die sich nordwestlich der Fishermans Wharf erstreckt. Noch zu
Beginn des Jahrhunderts reihten sich hier die Fischkonservenfabriken aneinander, heute
jedoch sind es Souvenirläden (aber hier gibt's die schönsten T- und Sweatshirts, die wir
in den USA gesehen haben!) und "Essgeschäfte", die das Bild der Straße
prägen. Am Ende der Cannery Row liegt das Monterey Bay Aquarium ( http://www.mbayaq.org ), das zu den größten
Seeaquarien der Welt zählt (geöffnet tägl. 10 18 Uhr).
Ölsardinen (jedenfalls lebende) entdecken wir
natürlich - außer in den recht gut gemachten Dokumentationen zur Geschichte
Montereys, die dort zu sehen sind, nicht. Statt dessen posieren zur Freude der Touristen
Seehunde vor einer der ehemaligen Fischfabriken im Wasser. Apropos Wasser: Wir möchten
endlich schwimmen gehen! Also: Auf nach Carmel on Sea!
Westlich von Monterey führt
von Pacific Grove bis nördlich von Carmel der 17-Miles-Drive an den schönsten
Küstenabschnitten der Monterey Halbinsel vorbei. Man muss allerdings für das Privileg,
durch die Wohngegend der Reichen und Schönen fahren zu dürfen, teuer bezahlen (für
unser großes Wohnmobil $ 15!). Am herrlichen Strand von Carmel angekommen, fühlen
wir uns wie in Cornwall. Die Brandung ist nicht ohne, das Wasser, brrr -
kalllt!
Die Straße nach Süden führt nun entlang einer traumhaft
schönen Steilküste, die bei Big Sur geradezu dramatische Ausblicke bietet.
Wir passieren den hoch über dem
Meer gelegenen Campground "Limekiln" ( Highway 1, Big Sur, CA 93920 Tel.
831/667-2403 ), der über und über mit blühendem Heidekraut bewachsen
ist. Es ist schon spät am Nachmittag, und die Sonne taucht den Platz in ein
wunderschönes Licht. Hier wäre ich so gern geblieben, aber wir müssen heute
noch einige Meilen fressen. Der "Big Sur Campground", auf dem es auch
Blockhütten zu mieten gibt, macht ebenfalls einen guten Eindruck. Er liegt
im Wald, ohne Meersicht, ist aber hervorragend ausgestattet (am Highway 1
ausgeschildert).
Die Landschaft wird
allmählich weniger dramatisch, die Küste weniger zerklüftet, da taucht
bei San Simeon
(herrliche Sandstrände an Steilküste) links der Straße das berühmte Hearst Castle
( http://www.hearstcastle.org
)auf. Mit Bussen kann man zu dem imposanten, auf einer Bergspitze
gelegenen Schloss fahren und es besichtigen (im Sommer Reservierung
empfehlenswert: Tel. 800/444-4445). Im Auftrag des Zeitungsmagnaten
William Randolph Hurst entstand hier in einer 30-jährigen Bauzeit ein
Palast mit spanisch-maurischen Stilelementen und aus der Antike
entlehnten Säulenfassaden, mit römischen Bädern und Pools, mit Brunnen
und unzähligen Statuen und Skulpturen, mit einer beeindruckenden
Kunstsammlung und einem eigenen Kinosaal. Gekrönt wird dieses
Architekturspektakel noch durch einen prächtigen Park.
Es ist schon
dunkel, als wir in der Morro Bay, einer Bucht mit einer riesigen
vorgelagerten Felsinsel, ankommen. Hier gibt es eine Reihe von Campgrounds,
die hinter niedrigen Dünen am Meer liegen. Wir entscheiden uns für den Morro
Bay State Park (Tel. 805 / 772 - 7434).
Die Sonne ist längst
untergegangen, und die Bucht wirkt düster. Ich bin ein wenig wehmütig - wir
hätten doch bei Big Sur übernachten sollen! Der Heideplatz in der Abendsonne
hatte es mir angetan!
5. August
Am
Morgen sieht die Bucht erstaunlich schön und gar nicht mehr düster aus, und
die wehmütige Stimmung von gestern Abend ist verflogen.
An
schier nicht endenwollenden Feldern vorbei ziehen wir weiter südwärts; die
Straße führt ein Stück ins Landesinnere. Pflückerkolonnen kümmern sich um
die Ernte des Kohls. "Wer sind eigentlich die Krauts, die oder wir?" fragen
wir uns angesichts der Kohlfelder, die sich bis zum Horizont erstrecken. In Los Alamos müssen wir natürlich anhalten, Günther sieht sich schließlich
daheim jeden Western an. Wenn Jimmy Steward und John Wayne hier um die Ecke
galoppiert kämen, ich wäre gar nicht mal erstaunt! Gebäude aus der
Pionierzeit, die ungewöhnliche Victoria Mansion und das Union Hotel mit
Saloon, Billardzimmer und Restaurant – hier fühlt man sich in die
Westernwelt versetzt.
Als wir wieder an die
Küste kommen, ist es heiß, und das Meer lockt. Gegenüber von Santa Cruz
Island entdecken wir einen wunderbar gelegenen Campground an einem schönen
Strand - unter Palmen mit einem kleinen See: "Refugio State Park" (zwischen
Gaviota und Goleta). Auch hier wäre ich gerne ein Weilchen geblieben...
In Santa
Monica / Los Angeles
gestattet mein gestrenger Fahrzeugführer uns endlich eine Rast am breiten
Sandstrand. Die Brandung ist hoch, aber längst nicht so, wie ich mir das
vorgestellt hatte (wo sind die Wellenreiter???). Das Wasser ist auch hier
unten im Süden Kaliforniens ziemlich kalt noch, aber eine Abkühlung hatten
wir ja ersehnt.
Nach 2 Stunden
haben wir genug vom LA-Beachlife gesehen, packen unsere Siebensachen wieder
in den auf dem riesigen Parkplatz wartenden Hiram und düsen quer durch LA
nach Long Beach zum RV-Campground "Golden Shore"( Tel. 800/668-3581), der zwischen dem Port of LA und den Skyscrapers von Long Beach
gelegen ist. Der Platz ist schön angelegt und hat einen großen Swimmingpool,
in den wir uns sogleich stürzen. Auf unserem "Grundstück" mit "full hook up"
(das bedeutet: Strom- und Wasserversorgung / Abwasser- entsorgung) befinden
sich auch ein Tisch mit Bänken und ein Holzkohlengrill, aber wir benutzen
zum Brutzeln unseres Abendessens doch lieber unser gasbetriebenes Gerät.
Es wird früh dunkel, um
8 glaubt man, es ist tiefste Nacht. Hinter uns funkeln die Lichter der
Wolkenkratzer, vor uns die bunten Lampen eines Jahrmarkts mit Riesenrad und
über uns die Sterne. - Romantik à la Los Angeles.
6. August
Im strahlenden
kalifornischen Sonnenschein frühstücken wir am frühen Morgen vor unserem
Wohnmobil. Um 8.00 Uhr holt uns ein Kleinbus auf dem Campground ab zu einer
Stadtrundfahrt, die wir mit unserem Hiram nicht wagen wollen (im nachhinein
war das sicherlich eine unbegründete Vorsicht, denn die Straßen sind
bekanntlich breit, und im Westen der USA fährt man sehr diszipliniert!). Die
Sightseeing Tour kann übrigens im Büro des Campgrounds gebucht werden (Tipp:
fragen, welcher Bustyp benutzt wird - unserer hatte sehr kleine Fenster,
durch die man nur die untersten Floors der Wolkenkratzer sehen konnte - ein
etwas begrenzter Genuss!). Wir sind mit "Hollywood Tours" gefahren (Tel.
909/595-1179, $ 49, Dauer der Stadtrundfahrt: 5 – 6 Stunden).
Unser Tour Guide ist
ein Pakistani, der uns in gutem Deutsch begrüßt, aber dann bittet, englisch
sprechen zu dürfen, da auch amerikanische Touristen die Tour gebucht haben.
Sein Amerikanisch ist weitaus schlechter als sein Deutsch, was den Vorteil
hat, dass er schön langsam spricht.
Am
gigantischen Hafen von Los Angeles vorüber fahren wir auf dem breiten
Highway in Richtung Downtown und passieren das Shrine-Auditorium,
in dem die Oscar-Verleihungen stattfinden. Auf Schritt und Tritt werden wir
nun mit der Filmwelt konfrontiert. Ergriffen wandeln wir durch eine kleine
Grünanlage, in der "Pretty Woman" Julia Roberts mit Richard Gere
lustwandelte - vor uns der Skyscraper, in dem s e i n Filmbüro
war. Einige Meter weiter blicken wir auf die City Hall (136 m
hoch), auf deren Spitze King Kong sein Unwesen trieb. Die Aufzählung von
Filmschauplätzen ist endlos und amüsiert uns - wahrscheinlich will "der
Tourist" so etwas hören (wobei ehrlich gesagt: Ich bin Julia Roberts-Fan und
auf ihren Spuren bin ich schon mit einiger Andacht gewandelt).
Unser Tour Guide
verwickelt uns, während wir auf die anderen Touristen warten, in ein
Gespräch und erzählt von seinem Leben. Er hat lange in Ost-Berlin gelebt und
dort als Bauingenieur gearbeitet. Nach der Wende ist er in die USA
ausgewandert (war er arbeitslos geworden oder hatte er das Rentenalter
erreicht - darüber schweigt er sich aus), um dort mit dem Rest seiner
Familie, die schon seit 50 Jahren in LA wohnt, zu leben. Als er erfährt,
dass Günther Statiker ist, vertraut er uns flüsternd an (er meint, dies sei
keine Info für Touristen), dass 80 % der Wolkenkratzer in Downtown leer
stünden. Bei dem furchtbaren Erdbeben vor einigen Jahren hätten sich viele
Nieten an den Skyscrapers gelöst, und die Schweißnähte an den Stahlträgern
gingen auseinander, was verständlicherweise den hier arbeitenden Menschen
erhebliche Kopfschmerzen verursacht.
Auch über die sozialen
Probleme der Megastadt berichtet unser Guide: Viele Fabriken im Stadtbereich
schließen, so dass es für einfache, ungebildete Menschen immer weniger
Arbeit gibt. Ein großer Teil der Einwohner von Los Angeles ist aus Mexiko
eingewandert. Die Immigrationsgeneration sei zumeist sehr ehrenhaft und
fleißig, sagt er, und arbeite hart, um in den USA Fuß zu fassen. Die Kinder
der Einwanderer hätten jedoch häufig keine Lust, es ihren Eltern
gleichzutun, und so fänden viele von ihnen sich in Jugendgangs zusammen, die
die Stadt unsicher machen.
Als unsere
Tourkollegen vom Einkauf zurückkehren, kann die Fahrt fortgesetzt werden: In Olvera, der mexikanischen Altstadt besichtigen wir die "Wiege" von Los
Angeles, El Pueblo de Los Angeles Historic Monument. Alles wirkt hier
irgendwie ziemlich überrestauriert!
Etwas später
schauen wir vom Mulholland Drive
aus ehrfürchtig auf die hinlänglich bekannten meterhohen Buchstaben Hollywood, die uns beweisen, dass wir tatsächlich in der berühmtesten
Filmstadt der Welt weilen. Unser Guide weist auf die dezent an den Hängen
klebenden "kleinen" Häuschen hin - hier das Haus von Marilyn Monroe und dort
das von Tom Selleck (oder war’s Kojak?).
Auf dem Hollywood Boulevard, den wir uns eigentlich etwas schicker vorgestellt
haben (er ist halt schon in die Jahre gekommen, alles wirkt etwas
angestaubt) wandeln wir, wie es sich gehört auf dem Walk of Fame
und bewundern die in den Bürgersteig eingelassenen Stars der Stars, ihre
Patschhändchen in Beton vor dem berühmten, auch etwas antiquiert wirkenden, Mann’s Chinese Theatre und - ja, sonst eigentlich nichts.
Auch den Sunset Boulevard und den Sunset Strip (77 Sunset Strip – schnipp,
schnipp – wer erinnert sich nicht an diese Kultserie mit Cookie, dem coolen
Jungdetektiven, dem Hans Clarin seine Stimme lieh?) haben wir uns
glanzvoller vorgestellt. Immerhin hat man von hier gelegentlich schöne
Ausblicke auf die Stadt der Engel. Apropos Engel: Angeblich sieht man hier
gelegentlich Filmgrößen wie Julia Roberts, die sich unter das gemeine Volk
mischen und in einem der Cafés wie du und ich einen Drink nehmen. Ich mag
Julia Roberts (sagte ich das schon?), hätte ihr gerne mal "hallo" gesagt...
Ganz massiv
wird es mit den Berühmtheiten, als wir nach Beverly Hills kommen, wo
man als Normalsterblicher - wie unser Guide versichert - nicht mit seinem
Fahrzeug herumkurven darf. - Rechts die Villa von Doris Day, links der
Besitz von Sammy Davis jr., dort lebte James Stewart und in diesem
eindrucksvollen Funeral Home war Marlon Brando aufgebahrt (oder lebt der
noch? – dann war es ein anderer). Na ja, ohne diese Informationen würden wir
auch nicht dumm sterben! - Warum zeigt er uns eigentlich nicht, wo Julia
Roberts wohnt?
Der Rodeo
Drive ist dann schon interessanter - jedenfalls für die Weiblichkeit:
Alle Modeschöpfer von Rang und Namen sind hier vertreten und
Juweliergeschäfte mit astronomischen Preisen (wenn überhaupt - die
Klünkerchen, die mir am besten gefallen, kosten wohl gar nichts, oder warum
gibt es keine Preisschildchen?).
Nach diesen
tiefen Eindrücken – if I were a filmstar... - sind wir froh, in
unserem Campground-Pool zu plantschen und wieder in die Normalität unseres
Camperlebens einzutauchen. - Schade nur, dass Julia Roberts uns nicht auf
dem Rodeo Drive begegnet ist!
Am Abend ist
es immer noch ziemlich heiß. Wir entschließen uns zu einem Spaziergang. Im
Hafen, nur einige hundert Meter von unserem Platz entfernt, liegt die
berühmte Queen Mary, die wir uns einmal aus der Nähe ansehen wollen.
Als wir den Campground verlassen, stellen wir fest, dass wir uns auf einer
ziemlich unbe- leuchteten und wenig frequentierten Straße befinden. Ein
wenig mulmig ist uns schon...
Wir gelangen zu einem
Hafengelände, das in gleißendes Scheinwerferlicht getaucht ist. Kein Mensch
zu sehen, aber Festbeleuchtung - so eine Energieverschwendung, denken wir
vorwurfsvoll. Am Ende des Hafenbeckens entdecken wir aber schließlich einige
Techniker, die an riesigen Scheinwerfern herumfummeln. Sag bloß, hier wird
gedreht? Womöglich mit Julia Roberts!!! Die Brücke, von der man einen guten
Ausblick auf die Queen Mary hat, ist ebenfalls angestrahlt. Als wir sie
überqueren, tun wir das in dem aufregenden Gefühl, in einem Hollywood-Film
mitzuwirken. Mitten auf der Brücke blendet man uns dann leider aus -
plötzlich ist es um uns herum finster wie im Grabe des Propheten. Wir fühlen
uns um unseren Filmruhm betrogen!
Zum Troste wollen wir
nun wenigsten dem einladend leuchtenden Jahrmarkt auf der anderen
Brückenseite einen Besuch abstatten (ob et hier so wat wie Rievkooche jitt?
Zu deutsch: ob es hier so etwas wie Kartoffelplätzchen gibt?). Es wundert
uns schon ein wenig, dass die Kirmes von einem hohen Bretterzaun umgeben
ist. Forsch gehen wir auf das Eingangstor zu und werden von einem
freundlichen jungen Mann nach unseren Wünschen gefragt. Dumme Frage, na, auf
den Rummel wollen wir. Aber - wie könnte es in LA anders sein – no Rummel,
but Schummel! – Unsere Kirmes ist eine Filmattrappe: ein riesiger Jahrmarkt,
der einzig und allein als Filmkulisse dient. Scheue Blicke Richtung Drehort:
Hin und her hastende Filmmenschen, aber wieder keine Julia Roberts in Sicht.
Es handele sich bei dem hier entstehenden Film um das Remake eines Walt
Disney-Films, erfahren wir, mit Bill Paxton in der Hauptrolle. Aha, Bill
Paxton, wir nicken eifrig (nie gehört, wer ist das?). Unsere hoffnungsvolle
Frage, ob wir vielleicht ein bisschen zuschauen dürften, wird höflich, aber
bestimmt verneint. - Schade!
Auf dem Rückweg über
die dunkle Brücke diskutieren wir angeregt die lebenswichtige Frage, um
welchen Walt Disney-Film es sich wohl gehandelt haben könnte. Im inzwischen
stockdunklen Hafengelände kommen wir an einem Hotelrestaurant vorüber, in
dem wir noch einen Drink zum Beruhigen nehmen. Dabei lassen wir natürlich
"unseren" Jahrmarkt keinen Moment aus den Augen. Plötzlich gibt es dort ein
Feuer - die Bediensteten der Bar laufen aufgeregt auf die angrenzende
Terrasse, um zu sehen, was los ist. Uns lässt das total kalt - alles nur
Attrappe, alles Filmpfusch!
7. August
Beim morgendlichen
Schwimmen fallen wir auf -"You are early!" – Tatsächlich hat man um 8 Uhr
morgens den Pool meist für sich alleine. Während wir noch unsere Bahnen
ziehen, fährt ein Tankwagen auf den Campground. Günther staunt nicht
schlecht, als er entdeckt, dass er hier auf dem Platz Gas tanken kann.
Folglich jumpt er eiligst aus dem Bade und lässt unseren Hiram betanken.
Heute haben
wir einen Besuch der Universal Studios in Hollywood geplant
( http://www.universalstudios.com
).
Eigentlich sind wir ja keine Freunde von solchen gesammelten Rummel-Attraktionen, aber wenn man in LA ist, muss man schließlich
entweder Disney World oder den Universal Studios seine Aufwartung gemacht
haben, oder?
Problemlos finden wir den Weg durch Los Angeles, die amerikanische Straßenbeschilderung ist einfach super! Auch mit dem Parken gibt es keine Probleme, die Parkplätze vor den Studios haben ungeheure Ausmaße! Im übrigen haben wir längst festgestellt, dass unser Wohnmobil in den USA zu den ganz kleinen gehörte. Der Andrang an der Kasse ist größer als gedacht, wir müssen
ein wenig warten.
Ich hatte mich
besonders darauf gefreut, bei einer Live-Sendung zuzusehen, aber in dieser
Hinsicht werden wir enttäuscht, hierfür muss man sich einen Tag vorher
anmelden. Pech! Warum steht so etwas nicht im Reiseführer?
Ein wenig
wollen wir aber doch vom Leben hinter den Kulissen erfahren, und so machen
wir die Backlot Tram Tour mit. Haha, das hört sich so leicht an: Auch
hier muss man erst einmal geduldig warten, bis man an der Reihe ist. Dabei
wird man durch ein Labyrinth von Gängen geführt und ständig von oben aus
feinen Düsen besprüht – tierisch, im wahrsten Sinne des Wortes (macht man so
etwas nicht mit Kühen?)! Meine Laune ist auf dem Nullpunkt, die Dauerwelle
in dem Sprühnebel fast durchgeschlagen, und mein Sinn für Schönheit leidet
unter einigen Hawaianern, die vor uns stehen und alle - oh Mann - so
unglaublich dick sind! Komisch, im Kino sind die immer rank und schlank!
Endlich sitzen wir in einem der Tramwägelchen (die Hawaiboys-and-girls
zwängen sich in einen anderen Wagen – gut für unsere Achsen!). Meine
Stimmung steigt, als wir an den diversen Stages und Filmstraßen
vorüberzockeln. Einige Häuser und Requisiten erkennen wir: das gruselige
Hotel aus "Psycho", den Jeep aus "Dante's Peak", typisch
amerikanische Häuschen, in denen Doris Day mit den schönsten Filmehemännern
ihre rührend-komischen Abenteuer erlebte u.v.m.
Na ja, und dann die
Filmtricks: Brücken stürzen ein, Granaten detonieren neben uns, Wassermassen
stürzen uns entgegen, wir fahren durch das Rote Meer wie die Israeliten -
alles ganz nett, aber richtig albern ist der weiße Hai, vor dem man sich
selbst mit dem größten Wohlwollen nicht gruseln kann, weil er so echt
aussieht wie ein Gummibusen oder so. Ein bisschen bange bin ich nur in der
U-Bahnstation, als die Erde bebt, Wasser im Wechsel mit Feuer (oder auch
zusammen?) ins Spiel kommt und obendrein eine andere Bahn, dramatisch eine
Mauer durchbrechend, auf uns zudüst. Habe ich mich an Günther geklammert? Es
wäre mir ja peinlich!
Als wir die Tram
verlassen, habe ich aber erst einmal die Nase von Touristenattraktionen voll
und will "was Vernünftiges" sehen. Gar nicht so einfach, hier etwas zu
finden, was wirklich Aufschluss über die Arbeit in den Universal Studios
gibt! Günther schlägt die Wild Wild Wild West - Stunt-Show vor (logisch, was
sonst?), ich würde lieber die Cinemagic Show besuchen, bei der die
Produktion von optischen und akustischen Filmtricks erklärt wird. Bei einem
gefüllten Pancake (Krabben in scharfer Soße - hmmm!) diskutieren wir diese
äußerst schwierige Situation. - Mit dem Ergebnis, dass wir uns beides
ansehen werden.
Das lustigste
an der Wildwest-Show ist ausgerechnet ein Charly-Chaplin-Double. Ja,
wirklich! Während die Zuschauer in Scharen auf die Freiluftplätze strömen,
läuft er vereinzelten unbemerkt hinterher und treibt zur Freude der anderen
Zuschauer mit ihnen Schabernack. Die Show selbst ist - "toll" laut Günther –
ganz witzig. Nun freue ich mich auf The World of Cinemagic. Es
beginnt mit Demonstrationen von Hitchcock-Tricks - echt überraschend! Auch
die optischen Tricks, die man in dieser Vorabend-TV-Serie (wie heißt sie
doch gleich?) – mit David Hasselhoff und dem Auto, das außer Kinderkriegen
fast alles kann, erlebt, werden uns erklärt. Richtig interessant wird es
aber, als mein Günther als Tontechnikassistent bei der Vertonung eines
King-Kong-Films tätig wird. Er darf die King-Kong-Stapfgeräusche machen, was
ihm hervorragend gelingt. Ein echtes Naturtalent! Die Hauptrolle hat eine
junge Frau, die King Kong ihre Stimme leihen soll, indem sie fürchterlich "Uaaah"
brüllt. Leider ist sie nicht ganz so talentiert wie mein Gemahl, so dass der
Gruselfilm leicht in Richtung Komödie abzugleiten droht.
Höchst
zufrieden (Günther wegen seines soeben erlangten Filmruhmes, und ich, weil
ich nun endlich etwas über die Filmproduktion gelernt habe) verlassen wir
nach dieser wirklich amüsanten - und natürlich lehrreichen - Darbietung das
Gelände der Universal Studios und machen uns auf in Richtung 3rd Street,
von der wir uns, unserem Reiseführer Glauben schenkend, d a s California
feeling versprechen. Tatsächlich ist hier der Bär los: Gaukler und
Musikanten auf den Straßen, junges, verrückt gekleidetes Publikum, aber auch
Touristen en masse (wir zum Beispiel)... Die Shops sind nicht ganz so
witzig, wie wir eigentlich angenommen haben, aber dafür entschädigt uns eine
geniale, riesige Pizza, die wir in einem Straßenlokal genießen.
8. August
Heute verabschieden wir
uns von LA, obwohl wir uns sicherlich noch einiges hätten ansehen können
(dem Paul Getty Museum hätte ich im nachhinein sicher den Vorzug vor den
Universal Studios gegeben), but the tour must go on...
Wir fahren auf
der Interstate 5 weiter in nordöstlicher Richtung durch das San Joaquin Valley, einem sehr fruchtbaren Tal, in dem vorwiegend Trauben (für
kalifornische Rosinen), Mais, Pfirsiche und Nektarinen und Tomaten angebaut
werden. Hinter Fresno sehen wir dann auch riesige Olivenplantagen und
Viehherden. Bei Kingsburg, einem schwedischen Dorf, machen wir
Mittagsrast am Kings River. Herrlich, im goldflimmernden, eiskalten
Wasser des Flusses zu schwimmen und anschließend unter hohen, schattigen
Bäumen zu picknicken! Einige Meilen hinter Fresno (der Highway endet hier)
sieht man in der Ferne bereits die Berge der Sierra Nevada.
Im Oakhurst
Visitor’s Center, wenige Meilen vor dem Yosemite National Park, erfahren wir, dass alle Campgrounds im Bereich des Nationalparks überfüllt
sind. Hätten wir doch angerufen und um eine Reservierung gebeten (Tel.
800/365-2267)! Man nennt uns jedoch einige freie Campgrounds in der Umgebung
von Oakhurst, und wir entscheiden uns spontan für die Bass Lake
Recreation Area & Vicinity (Tel. 209/642-3212) östlich unseres
Standortes. Nachdem wir eine gute halbe Stunde durch den herrlichen Sierra National Forest
gekurvt sind, stellen wir mit wahrem Entzücken fest, dass unsere Wahl erste
Sahne ist: Ein wunderschöner See inmitten von dichten Wäldern blitzt im
strahlenden Sonnenlicht vor uns auf.
Im Büro melden wir uns
an und sind ein bisschen sauer, dass man uns nur einen Doublesite anbietet,
weil unser Hiram zu lang ist – das heißt, wir müssen für zwei Plätze
bezahlen ($ 31!!). Nachdem wir etwas gemault haben, aber auf taube Ohren
gestoßen sind, lassen wir uns angesichts der herrlichen Gegend auf den Deal
ein und fahren, mit einer Nummer und einer Wegbeschreibung versehen, den See
entlang, vorbei an traumhaften Badeplätzchen und lauschigen Stellplätzen im
Wald. Schließlich haben wir unseren Bestimmungsort erreicht, der uns zum
Glück gut gefällt: Im hohen Pinienwald gelegen, mit herrlichem Seeblick.
Das Manövrieren unseres
Womos nimmt etwas Zeit in Anspruch – die Zufahrt ist steil und holperig, der
Platz nicht gerade eben. Nun bleiben uns bis zum Einbruch der Dämmerung noch
etwa zwei Stunden, die wir natürlich mit einem Bad im Bass Lake, Schmökern
und etwas Sonne tanken verschönen wollen. Ein Badeplätzchen, das unserem
Anspruch an Schönheit entspricht, ist bald gefunden, und schon genießen wir
die versprochene Recreation. Die anderen Badegäste haben bereits das Weite
gesucht und brutzeln wahrscheinlich schon ihr Abendessen auf dem Grill, so
dass wir in schöner Zweisamkeit die noch warme, abendliche Sonne genießen
können. Unser Genuss wird lediglich durch einige Jugendliche auf Wasserbobs
gestört, die leider noch immer nicht genug von ihrem lärmenden Tun haben.
Ein Streifenhörnchen wagt sich aus dem Gebüsch und beäugt uns hoffnungsvoll
– Nahrung? Nee? Na, dann kann ich ja wieder abhauen!
Das Wasser ist herrlich
klar und erfrischend kalt. Allmählich brauchen auch wir Nahrung. So machen
wir es unseren Camperkollegen nach und grillen uns einen Happen, der dann
allerdings erst nach Sonnenuntergang gar ist, so dass wir im stockdusteren
Wald sitzen und im Schein unseres Windlichts (auf der Verpackung steht
"insektenabwehrend" – autsch, da hat mich schon wieder eine gestochen)
speisen. Unser Essplatz ist leider ebenso uneben wie der Stellplatz, und so
endet der Abend mit einem Crash: Günther macht mit vollem Tablett (ojeh, das
gute Heineken-Bier) eine Bauchlandung, weil eine Baumwurzel sich ihm
böswillig in den Weg gelegt hat.
9. August
Günther meint, er wäre
"ein armes Männchen" und schaut ein wenig wehleidig auf sein lädiertes Knie
und einen Schnitt in der Hand, die von seinem abendlichen Unfall herrühren.
Nach einem erfrischenden Morgenbad im See sieht die Welt dann zum Glück
wieder freundlicher aus.
Unser
herrliches Plätzchen am Bass Lake müssen wir leider schon wieder verlassen,
aber es winken ja noch größere Freuden: das Yosemite Valley! Am Südeingang des Nationalparks müssen wir
natürlich erst bezahlen (entrance fee $ 20 - man steht sich besser, wenn man
für $ 50 den Golden Eagle Pass kauft, der für alle National Parks 1 Jahr
lang gültig ist), auch in den USA gibt es nichts geschenkt!
Wir wollen uns
gleich rechts halten und zur Mariposa Grove fahren, um uns dort die
Mammutbäume anzusehen, doch man lässt uns nicht passieren, da unser Fahrzeug
über 23 ft lang ist. Es steht aber ein Shuttle Bus bereit, der alle 15 Min.
kostenlos dort hinfährt.
In der Mariposa Grove angekommen,
steigen wir in ein Bähnchen um, das uns und andere Gehfaule an den
mächtigen Baumstämmen vorbeifährt. Selbstverständlich gibt es auch
Informationen für wissbegierige Touristen:
Neben solch einem Baum fühlt man sich wie Liliput!
-
Die Mammutbäume (sequooia
gigantea) sind von der letzten Eiszeit verschont geblieben und zeugen
davon, wie vor 100 Millionen Jahren in weiten Teilen der Welt Bäume
aussahen. Sie sind mit Abstand die größten Lebewesen der Erde (bis zu
100m hoch).
-
Sie wachsen heute in
verstreuten Hainen (groves) am Westhang der Sierra, im Kings Canyon,
Sequoia- und Yosemite Nationalpark (insgesamt sind es 75 Haine).
-
Man nimmt an, dass
die Riesenbäume nur durch das Ausbrechen von Waldbränden überlebt haben.
Klingt paradox! Was steckt dahinter? – Der Sequoiasamen braucht zum
Keimen gut entwässerten Mineralboden und direktes Sonnenlicht. Um
möglichst gute Lichtverhält nisse für die Jungpflanzen zu schaffen,
brennt man das Unterholz darum regelmäßig ab. Im übrigen sind die Bäume
äußerst feuerresistent durch eine dicke, asbestartige Rinde.
-
Der "Grizzly Giant"
ist der älteste Mammutbaum in der Mariposa Grove, er wird auf 2700 Jahre
geschätzt.
-
Galen Clark war der
Pionier, der die Mariposa Grove entdeckte und sich dafür einsetzte, dass
die Mammutbäume und das gesamte Yosemite Valley unter Naturschutz
gestellt wurden. 1864 ernannte Abraham Lincoln das
Landschaftsschutzgebiet zum State Park. Er war der erste in den USA.
Nach der wirklich eindrucksvollen und informativen Tram
Tour (zu Fuß hätte uns diese Exkursion viel zu viel Zeit gekostet) setzen
wir unsere Fahrt durch das Yosemite Valley fort. Unser Pech ist es, dass die
amerikanischen Sommerferien noch nicht in allen Staaten zu Ende sind: Eine
Pkw- und Buslawine rollt durch das herrliche Tal!
Trotzdem genießen wir den
wunderbaren Ausblick auf die Felsmassive El Capitan und Half
Dome,
die übermächtig vor uns aufragen. Die Yosemite Falls, die in
Kaskaden 727 m tief ins Tal stürzen, sind im Frühjahr sicher noch
gewaltiger anzusehen. Im Sommer – zumindest in diesem – führen sie nicht
so viel Wasser. Es ist aber auch so ein spektakulärer Anblick!
Unser
Mittagessen nehmen wir am Merced River, direkt unter dem gewaltigen
El Capitan, ein. Kaum zu glauben, dass dieses kleine Flüsschen ein
solches Tal geschaffen haben soll!
Herrlich grün und
glasklar lädt es zum Bade ein, und wir lassen uns natürlich nicht lange
bitten. Es ist höllisch heiß im Yosemite Valley!
Der Fluss hingegen ist eiskalt,
aber es ist ein so unbeschreiblich schönes Erlebnis, in dieser traumhaften
Natur zu baden – über dir ragt kerzengerade – wie eine Wand – der El Capitan
auf, du liegst (schwimmen ist ein bisschen zu viel gesagt: das Wasser ist
knietief) im smaragdgrünen, kristallklaren Wasser.... Ich fange schon wieder
an zu schwärmen! Es gibt im Tal einige Campgrounds, und es wäre sicher schön
gewesen, hier noch eine Nacht zu bleiben, aber wir haben ja leider versäumt,
einen Platz zu reservieren (Tel. 619 452-8787, Yosemite National Park im
Internet unter http://www.nps.gov/yose
oder speziell für Camper: http://reservations.nps.gov - das ist die Internetadresse für
Platzreservierungen in allen amerikanischen Nationalparks).
Dann wenigstens noch
ein wenig am Fluss in der Sonne liegen und die Schönheiten der Umgebung in
vollen Zügen genießen... Da tönt mein Gemahl in meine angenehmen Träume
hinein: "Schätzchen, wir müssen weiter, wir wollen noch über den Tioga
Pass!" Was kann ich dem entgegensetzen – er ist der Boss! So reißen wir uns
also los von diesem herrlichen Tal!
"Kein Tempel von
Menschenhand kann sich mit Yosemite messen", schrieb der Naturforscher und
Nationalparkmitbegründer John Muir vor hundert Jahren. Und der Mann hatte
recht!
Im Norden des Yosemite-Tals
steigt die Straße 20, besser bekannt unter dem Namen Tioga Pass Road,
in die wildzerklüftete Sierra hinauf. Die Verbindung entstand gegen Ende des
19. Jahrhunderts als Zufahrt zu einem Bergwerk und wurde später ausgebaut.
An vielen Stellen befinden sich Ausweichnischen und Parkplätze, von denen
man sich die abgehobelten Granitlandschaften ansehen kann. Am Tresidder
Peak beobachten wir Kletterfreaks, die dort auf dem glatten Gestein
ihre Fertigkeit unter Beweis stellen.
Vor 10 000 Jahren lagen
diese Höhenzüge noch unter mehreren hundert Meter dicken Eispaketen. Als die
Gletscher zu schmelzen begannen, blieb in vielen Kuhlen und Senken Wasser
stehen, wovon heute noch einige eisblaue Bergseen zeugen.
Am Olmstedt Point
haben die Gletscher große Gesteinsbrocken hinterlassen. An einem dieser eisigen
Seen, dem Lake Tenaya, machen wir einen Schwimmstop, (d.h. Günther
stoppt, und ich schwimme). - Luft anhalten und hinein! – Die Angler am Ufer
halten mich für lebensmüde!
Bevor der höchste
Straßenpunkt auf 3031 Metern erreicht ist, verläuft die Straße durch die
Tuolumne Meadows, das größte subalpine Almengebiet in der Sierra
Nevada. Auf der anderen Seite des Passes ist die Landschaft plötzlich total
verändert: karg und öde. Wir kurven hinunter ins Mono Bassin, ein
Becken, in dem einst ein Binnensee lag. Der Mono Lake taucht vor uns auf, er
ist der Überrest jenes Sees und zugleich das älteste, ununterbrochen
existierende Binnengewässer in Nordamerika. Die Inseln am Nordufer des Sees
sind die Brutstätten von 90 Prozent aller kalifornischen Seemöwen. Bizarre
Kalksteinformationen, sogenannte Tufa, stehen im Uferbereich des Sees. Wir
fühlen uns fast in eine Mondlandschaft versetzt.
Am Mono Lake
selbst gibt es keinen Campground, aber in Willis, uns freundlicherweise
überlassenen, Woodall’s Camp Directory entdecken wir einige Kilometer
südlich des Mono Lakes, am June Lake gelegen, einen kleinen Platz
(Grant Lake Resort, Tel. 619/648-7964). Die Gegend ist karg, es ist
windig und kühl, und man kann kaum glauben, dass wir vor 1 ½ Stunden noch in
einer üppig grünen Landschaft waren und nach Abkühlung lechzten.
Nach unserem Grillmenü gehen wir in die Koje und lesen
– es ist noch früh, aber finster, und die Vergnügungen auf dem Platz sind
tote Hose! Neben uns ist ein Iglu-Zelt aufgebaut, in dem ein Daddy mit Sohn
campiert; die Überreste von Fischen, die ich entdecke, zeugen von den
einzigen Aktivitäten, die hier möglich sind: Angeln und Fische grillen!
Möglicherweise war das den beiden auch etwas zu wenig Action: Als sie vom
Fischen heimkehren, setzen sie sich ins Auto und fahren davon. Bevor wir uns
in unser Schlafgemach zurückziehen, beobachten wir noch, wie das Zelt der
beiden vom Winde verweht wird. Die werden sich freuen...
10. August
Wir stehen früh auf,
ich habe sehr schlecht geschlafen. Immerhin befinden wir uns hier 2000 m
über dem Meeresspiegel, stelle ich mit Erstaunen fest.
Kurz nach 8 sind wir
schon wieder auf der Straße. Beim Verlassen des Campgrounds entsorgen wir
noch schnell unseren Müll am Container und lesen dabei auf einem dort
angebrachten Schild, dass der Containerdeckel immer geschlossen werden muss,
weil sonst die Bären vom Geruch des Inhalts angelockt werden. Schade, dass
wir bisher keinen Meister Petz gesehen haben! Ach ja, das erinnert mich an
Julia Roberts...
Heute werden wir wieder
einen ordentlichen Klimawechsel erleben, denn wir wollen durch die Wüste
Nevadas nach Las Vegas. Unser armer Hiram hat es bereits schwer beim Anstieg
in die White Mountains. Er kommt kaum von der Stelle. Wir machen
einige Stops, um ihm eine Verschnaufpause zu gönnen. Angesichts der
Einsamkeit und des nahezu nicht existenten Straßenverkehrs wird uns schon
ein wenig mulmig bei dem Gedanken an eine Motorpanne. Halt durch, Kleiner! –
Im übrigen höre ich mit wachsendem Unwohlsein ein merkwürdiges Klopfen an
meiner Seite des Wagens... Nachdem ich Günther hiermit inständig auf den
Geist gegangen bin (warum ist er so reizbar, bitte schön?), geht er der
Sache auf den Grund: Es ist zum Glück nur ein im Wind flatterndes Trittbrett
(ich habe schon von einer defekten Radaufhängung o.ä. gealptraumt).
Schließlich haben wir
die letzten Steigungen geschafft und befinden uns in der Wüste Nevadas. Hier
sieht es auch schon recht wüst aus: Ein Grab am Wegesrand sorgt für einen
gewissen wohligen Schauder, eine Schlange, die über die Straße schlängelt
für den nächsten. Das Ghost Town Rhyolite, für das wir einen
kleinen Abstecher machen, setzt dem ganzen noch eine schaurig-schöne
Atmosphäre obenauf. Immer wieder beobachten wir Windhosen, mit denen wir
allerdings nicht gerne kontaktieren wollen. Westlich von uns befindet sich
das Death Valley, durch das wir aufgrund der extremen Temperaturen,
die dort zur Zeit herrschen, leider nicht fahren können. Günther hat es
trotzdem versuchen wollen, aber nach unserer Erfahrung in den White
Mountains ist er sicher froh, dass ich ihn davon abgehalten habe!
Gegen 17.30 Uhr taucht
in der Ferne Las Vegas auf. Warum fotografiert Günther eigentlich diese
Skyline am laufenden Band? So schön finde ich die gar nicht! Er kommt mir
sehr aufgekratzt vor (ha, ich kenne doch seine Spielernatur!). Behutsam
beginne ich ein Gespräch über das Glücksspiel, und dass man vielleicht nur
eine begrenzte Summe ...
Um 18 Uhr erreichen wir
das Spielerparadies, ein Gewitter braut sich zusammen - könnte das ein
schlechtes Omen sein? Gleich hinter dem Circus Circus ist ein großer,
ordentlich angelegter Campground (Circusland RV Park, Tel.
702/734-0410 oder kostenlos: 800/444-CIRCUS), auf dem wir ein schönes
Plätzchen am Rande ergattern.
Der Himmel ist heller
geworden, und das Donnern nur noch in der Ferne zu hören. Verschwitzt wie
wir Wüstendurchquerer sind, wollen wir jetzt nur eins: in den Pool jumpen!
Doch das Tor zum Poolbereich ist geschlossen, und die beiden jungen
Lifeguards weisen zum Himmel und schütteln den Kopf: No, der Boss hat’s
verboten. Da machst du nichts!
Also stürzen wir uns gleich ins
Getümmel des Circus Circus. Dem sagenumwobenen Büfett für $ 4,99 wollen
wir zuerst zusprechen, aber die Idee haben Hunderte anderer Leute auch
gehabt. Unsere Mägen sind nicht zu überhören und überreden uns im
Handumdrehen zu einer Standortänderung: Wir steuern auf ein feudal
wirkendes Restaurant zu. Die Karte sagt uns zu, aber auch hier müssen
wir noch 1 Stunde warten. In der Zwischenzeit wollen wir uns in die
Spielhölle wagen. Die $ 10, auf die wir uns als Einsatz geeinigt hatten,
sind schnell in Form von 25 Cent-Stücken im Schlund der einarmigen
Banditen verschwunden, so dass wir nun zwanglos und suchtbefreit über
den Strip bummeln können. Am Sahara kehren wir um und wechseln
auf die andere Straßenseite, um der berühmten Wedding Chapel
einen Besuch abzustatten. Hier werden Trauungen wirklich vermarktet –
inklusive Zubehör: Brautsträuße aus dem Automaten, Ringe, selbst die
Benachrichtigungsschreiben an die Eltern sind dort käuflich zu erwerben.
Es ist Zeit, unser
Nobelrestaurant aufzusuchen. Wir sitzen in tiefen, roten Ledersesseln, an
den Wänden grüne Laternen, alles in schummriges Licht getaucht. Günther
kämpft mit dem größten Steak seines Lebens. Das Essen schmeckt sehr gut, hat
aber auch seinen Preis, wie wir beim Blick auf die Bill feststellen.
Unser
"Verdauungsspaziergang" über den Strip, diesmal in der anderen Richtung,
wächst sich zu einer 5 km-Wanderung aus. - Wir wollten doch "nur" bis zum
Luxor! Am Treasure Island beginnt gerade die Piratenshow,
eine Wasserschlacht mit allem, was dazugehört. Zum Schluss sinkt sogar eins
der Schiffe. Es ist ein bemerkenswertes Spektakel!
Am Mirage
erleben wir dann noch einen überwältigenden Vulkanausbruch und sind froh,
gesund und unbeschadet (keiner spricht von meinen Blasen an den Füßen) beim
Luxor mit seiner riesigen Sphinx anzukommen. Auf unsere glückliche Ankunft
nehmen wir hier einen Drink und beschließen leichtsinnig, noch einmal mit 25
Cent unser Glück zu versuchen. Reingesteckt – weg – siehst du, Schatz, wir
haben Glück in der Liebe!
Kairo? Nee, Luxor in
Las Vegas
Mit einem Taxi fahren wir nachts um 3
zurück zum Campground, ich wäre keinen Meter mehr gelaufen! Völlig erschöpft
sinken wir im Womo in die Federn. Durch die Jalousien dringt gedämpft das
Flimmern der Neonlichter des Circus Circus. Beim Einschlafen denke ich ans
Yosemite Valley!
11. August
Während Günther unsere
Womotanks ver- und entsorgt, liege ich genüsslich am Pool und nehme ein
Morgensonnenbad.
Bevor wir Las Vegas den
Rücken kehren, fahren wir noch einmal über den Strip, um uns alles auch
einmal bei Tageslicht anzusehen. Dann halten wir uns in Richtung Hoover
Damm, der bald in seinen überwältigenden Ausmaßen vor uns auftaucht.
Der gewaltige Staudamm ist mit seinen 241 m einer der größten der Welt. Er
staut den Colorado River, auf den wir hier auch einen Blick werfen
können, zum Lake Mead (ca. 36 Millionen Kubikmeter Wasser - soviel
wie der Colorado in 2 Jahren führt). Von beiden Seiten des Black Canyon
hat man von der Straße aus einen guten Ausblick auf den Damm. Die US-93
führt über die Dammkrone, die aber auch zu Fuß überquert werden kann (es
gibt auch Führungen, Dauer ca. 30 Min.).
Nach der Fahrt über den
Hoover Damm sind wir im dritten amerikanischen Bundesstaat auf dieser Reise:
Arizona. Rote Berge und Hügel kommen mir "familiar"
vor – alles schon auf so vielen Bildern gesehen! Mir fallen die Augen zu,
nächtliches Streunen in Spielhöllen ist wohl doch nichts für mich.
Erst als wir
auf der legendären Route 66 dahinrollen, werde ich wieder wach. Bei Williams, einer hübschen, typisch amerikanischen Kleinstadt, die
augenscheinlich noch heute von ihrer Lage an der Route 66 profitiert
(Souvenirshops in Mengen!), biegen wir nach Norden ab in Richtung Grand Canyon. Nach der bisher eher trockenen, kargen Landschaft
ist der dichte Wald, durch den wir nun fahren, wohltuend fürs Auge. Wir
fahren so schnell wie möglich, da wir den Sonnenuntergang im Grand Canyon
auf keinen Fall verpassen wollen.
Gegen 18 Uhr
passieren wir den South Entrance (Entrance Fee: $ 20, Internet: http://thecanyon.com, hier auch Campground-Informationen).
Am Yaki Point
werfen wir ehrfurchtsvoll den ersten Blick hinunter in den Grand Canyon.
Unwillkürlich
hält man die Luft an: Der Blick auf das gigantische Schluchtenlabyrinth,
das der Colorado River in 3 Millionen Jahren in die Hochebene gegraben
hat, ist einfach überwältigend! Heute liegen bis zu einer Tiefe von
1.700 m Erdschichten frei, die fast 2000 Jahre alt sind. Das Canyonsystem
ist insgesamt mehr als 432 km lang und an den oberen Rändern bis zu 16 km
breit.
Die Sonne steht noch
relativ hoch, so dass wir es wagen können, entlang des South Rim
weiterzufahren bis zum Grandview
Point. Auch hier ein umwerfender Panoramablick! Wir passieren den Moran Point
und den Lipan Point und erreichen, die Sonne geht zum Glück immer
noch nicht unter, den letzten Aussichtspunkt, den Desert View mit
dem Watchtower. Inzwischen ist es 18.30 Uhr. Vorne am Aussichtspunkt steht
ein weiblicher Ranger und gibt Erklärungen zum Panorama. Zum Schluss
bietet sie eine Sunset-Wanderung an, der wir uns natürlich begeistert
anschließen.
Es ist ein ganz besonderes
Erlebnis: Sie führt uns zu einer Bank an einem besonders schönen
Aussichtspunkt und erzählt uns, während sich die Sonne langsam senkt und
die Farben im Canyon wechseln, Geschichten der Native Americans aus dem
Grand Canyon. Die Zuhörer werden in das Programm eingebunden, indem sie
"die Moral von der Geschicht" herausfinden müssen. Ist sie nun
eine pädagogisch geschulte Schauspielerin oder eine schauspielerisch
ambitionierte Grundschullehrerin? Jedenfalls unterhält sie uns bestens,
wobei wir uns jedoch streckenweise wie Viertklässler fühlen.
Nach diesem wunderbaren
Erlebnis fällt uns plötzlich ein, dass wir noch kein Plätzchen für die
Nacht haben. Wir fahren auf den Campground am Desert View, stellen aber zu
unserem Bedauern fest, dass er dicht ist (wieder haben wir es versäumt,
dort anzurufen!). Einige Plätze sind zwar noch frei, aber reserviert; die
folks waren klüger als wir! - Tel. 520-638-2887, $ 12. Im Souvenirshop
frage ich, wo wir wohl noch einen Stellplatz bekommen könnten. Die Leute
sind super freundlich und telefonieren herum: Entweder im Camper Village
(Tel. 520-638-2887, $ 12), das leider außerhalb des Nationalparks liegt
oder bei einer Tankstelle (der wir sowieso dringend einen Besuch abstatten
müssen – unser Tank ist fast trocken!). Im Camper Village finden wir dann
tatsächlich noch einen Platz. Das war knapp!
12. August
Um 5.30 Uhr
klingelt unser Wecker! Eiligst düsen wir zurück zum South Rim, da wir einen
Fototermin mit der aufgehenden Sonne haben. Diese fangen wir am Moran Point
wie gewünscht ein und ziehen uns dann noch einmal die Bettdecke über die
Ohren. Vorher haben wir aber noch mit leichtem Ärger entdeckt, dass wir hier
über Nacht hätten stehen bleiben können. Ein Schild weist darauf hin, dass
dies der Parkplatz für Nachtwanderer ist. Wer hätte uns beweisen
können, dass wir nicht nachtgewandert sind? Pech!
Das Frühstück an diesem
wunderbaren Aussichtspunkt entschädigt uns dann aber voll und ganz, und wir
sind bester Dinge. Während Günther noch kaut, habe ich mir Christines
gesammelte Werke hervorgeholt (ich hatte auch unsere Freunde zum Schreiben
eines Tagebuchs über ihre Kontinentdurchquerung von Ost nach West
verdonnert) und eine Lesung begonnen. Es ist eine tragikomische Geschichte,
die uns zwischen Vergnügen und tief empfundenem Mitgefühl schwanken lässt.
Zum Abschied - wir müssen ja leider schon wieder weiter – fahren wir noch
einmal zum Desert View und versuchen den traumhaften Blick zu speichern, auf
dass man ihn nie vergesse!
Über Cameron zockeln wir entlang des Little Colorado, der sich auch
einen little Canyon gegraben hat, nach Flagstaff. Mitten im
Navajo-Gebiet ist mir danach, Kakteen zu klauen. Kein Indianer auf den Höhen
zu sehen (mein Skalp ist zwar fein, aber mein!)? Chief Yellowhorse, der hier
der Oberhäuptling ist, ist wohl gerade mit dem Gaul unterwegs, also:
Abflitzen ins indianische Gestrüpp, bewaffnet mit zwei Plastiktüten (eine
zum Greifen, eine für die Beute), zwei schöne Kaktusblätter abbrechen
(autsch, - amerikanische Plastiktüten sind Mist!!!), in die Tüte stopfen und
wieder zurückspurten! Ich kann ja so schnell sein, wenn die Angst mir im
Nacken sitzt! Manitou hatte ich allerdings dabei total vergessen. Plötzlich
ertönt ein dumpfes Grollen über dem Grand Canyon – hör mal, du da oben, es
sind doch nur zwei Kaktusblätter! Um das schlechte Gewissen zu beruhigen,
machen wir anschließend einen Mitbringsel-Großeinkauf an Chief Yellowhorses
Schmuckbude. Ob die zu Hause überhaupt auf Indianerschmuck stehen?
In Flagstaff biegen wir wieder ab auf die Interstate 40, die hier auf der
Strecke der alten Route 66 verläuft, in östlicher Richtung. Unser heutiges
Etappenziel sollte eigentlich Albuquerque sein, aber ein am
Straßenrand gelegenes Giant-Travel-Center (angeblich ein super bestücktes
Zentrum für Leute auf Rädern), in dem Günther sich einmal umsehen will, hält
uns länger auf als geplant, obwohl das Warenangebot enttäuschend ist. Es
dämmert schon, als wir weiterfahren, und so entschließen wir uns, schon
früher nach einem Plätzchen für die Nacht Ausschau zu halten.
Bei Lupton
passieren wir die Grenze zu New Mexico. Auf der Karte entdecke ich
einige Kilometer weiter einen State Park an einem kleinen See. Der Weg
dorthin sieht unkompliziert aus, gestaltet sich aber im Dunklen zu einer
ziemlichen Irrfahrt. Nach einigen Karten-Falsch-Interpretationen und
kräftigen Flüchen gelangen wir doch noch am Bluewater Lake an und übernachten dort preiswert und ruhig und natürlich mit Seeblick. Hier
erleben wir zum ersten Mal, wie man sich auf einem State Park (Tel.
505/876-2391, $12) selbst registriert, wenn kein Platzwart da ist (das wird
uns jetzt wahrscheinlich noch öfter passieren, denn die Sommerferien sind
nun überall in Amerika zu Ende, und die State Parks sind nahezu leer): Am
Eingang nimmt man sich ein Anmeldeformular, füllt es aus und wirft es
zusammen mit der ausgewiesenen Stellplatzgebühr in einen hierfür
vorgesehenen Kasten.
14. August
Herrlicher Sonnenschein
weckt uns, vor uns liegt der See (leider kein Badesee!), Frühstück im Park,
gute Laune, wat willste mehr?
Bei der Rückfahrt zur
Interstate 40 sehen wir die sittsam ländliche Umgebung, die uns gestern im
Dunkel der hereinbrechenden Nacht verborgen blieb. Hübsch hier! – Günther,
halt doch mal an, da stehen so schöne rote Blümchen! Zehn Meter weiter
bleibt mein Schatz in the middle of the road stehen und filmt die vor uns
liegende rote Bergkette. Gleich darauf hält ein Sheriff neben uns an.
Günther, Kamera am Auge: „Sorry, Sir, I’m just phoning..." Der Sheriff fährt
eiligst weiter – ist er geschockt, dass man mit deutschen Kameras
telefonieren kann, oder hält er Günther einfach für crazy?
Bei der Weiterfahrt
lassen wir „Good morning, America, how are you?" aus dem Lautsprecher
dröhnen. „Say, don’t you know me, I’m you’re native son. I’m the train they
call the City of New Orleans, I’ll be gone five hundred miles when the day
is done." Vor uns die Weite der neumexikanischen Prärie, ein Zug mit 3 Loks
und unendlich vielen Waggons braust an uns vorbei....
In Santa
Rosa, ca. 100 Meilen östlich von Albuquerque fahren wir zur Mittagsrast
an den Sta. Rosa Lake (hier kann man auch campen, es ist ein State
Park (Tel. 505-472- 3110, $ 12).
Das Seewasser ist warm und zartrosa gefärbt. Um uns herum wieseln hunderte
Fische, riesige leuchtend blaue Libellen umschwirren uns. Nach einem
Sonnenbad und einem leichten Lunch fahren wir erholt weiter.
80 Meilen
östlich von Santa Rosa passieren wir die Grenze zu Texas – JR und
Miss Ellie, wir kooommen! Große Enttäuschung: Nirgends sehen wir Männer mit
Cowboyhüten oder wenigstens auf dem Rücken ihrer Pferde. Aber zweimal fahren
wir an riesigen, zum Himmel stinkenden Viehherden vorbei, die
zusammengepfercht am Rande der Interstate stehen. Wenn Cowboyromantik so
riecht, dann möchte ich doch nicht auf der South Fork Ranch leben!
Wieder einmal im Dunkeln erreichen wir
den Campground „Copper Breaks" (Tel. 817/839-4331, $ 12) bei Quanah, wo wir
übernachten wollen. Wir erleben ein unglaubliches Gewitter, so dass Günther
mir zum wiederholten Mal die Geschichte mit dem phara-dings-Käfig erzählen
muss (reine Psychologie, mir machen Gewitter nämlich gar nichts aus - ich
genieße sie wie Feuerwerk – aber Günther beruhigt der Gedanke an den phara-dings-Käfig
bestimmt!).
Auch in der Nacht
donnert und blitzt es noch, aber mein Schatz schnarcht gleichmäßig (na,
bitte – Frauen müssen psychologisch fit sein!).
15. August
Morgens sind die
Gewitterwolken verschwunden, wir freuen uns über den schönen Platz mit
Picknick-Sitzgruppen unter Wigwamzelten. Wir baden im glasklaren Schilfsee
und fühlen uns sauwohl.
Im Eiltempo,
ohne größere Aufenthalte düsen wir durch Texas (ist das langweilig! – nur
Weideland in strohigem Gelb!). Nachmittags erreichen wir Dallas, das
uns mit einer tollen Skyline begrüßt. Unser erster Programmpunkt hier ist
die Besichtigung des Old City Parks, einem Freilichtmuseum mit
Häusern aus dem vorigen Jahrhundert. Eintritt müssen wir nicht bezahlen,
denn der Park ist eigentlich schon geschlossen. Man lässt uns darin
herumspazieren, ohne uns zu behelligen.
Die South Fork Ranch würde mich ja auch, ehrlich
gesagt... Einmal in Miss Ellies Küche, auf ein Schwätzchen....
Wir sehen uns aber dann doch
lieber das JFK-Memorial an der Ecke Main / Houston Street an.
Unweit dieses Denkmals, das ein
riesiges leeres Grab darstellen soll, wurde Präsident John F. Kennedy im
Jahre 1963 erschossen. Als wir vor der bescheidenen Gedenktafel in der
Mitte des Memorials stehen, erinnern wir uns deutlich der Erschütterung,
die wir damals als junge Menschen wegen seiner Ermordung empfanden. Die
Inschrift der schwarzen Marmorplatte lautet:The joy and excitement of
John F. Fitzgerald’s
life belonged to all men.
So did the pain and
sorrow of his death.
When he died on November
22, 1963, shock and
agony touched human
conscience throughout the world.
In Dallas, Texas, there
was a special sorrow.
The young President died
in Dallas.
The death bullets were fired 200 yards west of this site.
This memorial, designed
by Philip Johnson,
was erected by the
people of Dalls.
Thousands of
citizens contributed
support, money and effort.
It is not a memorial to
the pain and sorrow
of death, but stands as
a permanent tribute to the joy
and excitement of one
man’s life.
Anschließend suchen wir
das Haus, aus dessen sechstem Stock der Attentäter Oswald die tödlichen
Schüsse abgab. Nachdem wir einige Passanten gefragt haben, finden wir es.
Heute ist hier ein Museum untergebracht mit Dokumentationen über Leben und
Werk des ermordeten Präsidenten und natürlich mit Informationen über das
Attentat (Mo – Do 9.30 - 17Uhr, Fr – So 9.30 – 18 Uhr geöffnet).
Gegen 17.30 Uhr fahren
wir erst weiter. Völlig ausgehungert steuern wir ein "Golden Corral"-Restaurant
(Kette) an, wo man preiswert und wirklich gut essen kann. Eigentlich könnten
wir uns nun einen Stellplatz suchen, aber wir entscheiden uns zur
Weiterfahrt, da wir für den morgigen Tag einen längeren Aufenthalt in
Houston geplant haben, und bis dort ist es noch ein gutes Stück zu fahren.
Etwa 60 Meilen
vor Houston verlassen wir die Interstate 45, um im State Park von Huntsville zu übernachten (Tel. 409/295-5644). Im Dunkeln sieht
man natürlich nicht viel, aber vor uns liegt ein Schilfsee im Mondenschein,
und wir stehen in einem herrlichen Kiefernwald – weit und breit kein anderer
Camper!
16. August
Nach einer für mich
eher kurzen Nachtruhe – bis weit nach Mitternacht habe ich Karten
geschrieben und dann vom Bett aus Tiere beobachtet: Rehe, Dachse und – ich
konnte es kaum glauben – Waschbären - racoons! Ich versuchte, Günther zu
wecken, aber er knurrte nur. Schade! Es war so ein schönes Erlebnis!
Nach dem Frühstück am
See, bei dem wir freundliche Besucher begrüßen können, nämlich einen Specht,
der sich die Häppchen an unserem Tisch servieren lässt, und viele Fliegen,
die wir mit geschickt platzierten Leckerchen von uns abzulenken versuchen
(ich fühle mich wie die "Herrin der Fliegen").
Ein Morgenbad im
lauwarmen See komplettiert unseren Hochgenuss. Simon & Garfunkels Lied "America"
begleitet uns dann auf der Weiterfahrt Richtung Houston. Links der Straße
ragt plötzlich ein Weißer Riese in den Himmel: eine Statue von ungeheuren
Ausmaßen. Die müssen wir uns natürlich aus der Nähe ansehen. Es handelt sich
bei diesem, sicher nicht als Kunstwerk in die Geschichte eingehenden,
Monument um eine Darstellung des Generals Sam Houston, der sich um die Stadt
Houston (aha!) verdient gemacht hat. Er war der erste Präsident des Staates
Texas und gilt als der Held von San Jacinto, wo er sich im Kampf gegen die
Mexikaner hervorgetan hatte. Alles in allem war er jedoch politisch ein
nicht unumstrittener Zeitgenosse.
In Houston,
das nach New York, Chicago und Los Angeles die viertgrößte Stadt der
Vereinigten Staaten ist, dürfen wir uns die größte Sehenswürdigkeit, das Lyndon B. Johnson Space Center, natürlich nicht entgehen lassen. Teile
des Raumfahrtkontrollzentrums können besichtigt werden, und im Visitor
Center ist ein Museum untergebracht, in dem man u.a. Raumkapseln,
Mondfahrzeuge, Mondgestein und Filmdokumente über die Raumfahrt sehen kann.
Das Space Center befindet sich ca. 25 mls südöstlich der Stadt und 3 mls
östlich der I-45.
Das Museum zielt
zwar sehr auf Showeffekte ab, aber es ist trotzdem lohnend. Wirklich
interessant ist die Tram Tour, bei der man auf dem Gelände der NASA
herumgefahren und in mehrere Gebäude hineingeführt wird.
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