Polens Nordwesten - Zweiter Teil
Danzig - Marienburg - Elbing
24. August 2004
Morgens um halb acht ist die Welt noch schwer in Ordnung, denke ich, als ich mit Ulla und Pepe am Strand entlang laufe. Die Sonne wirft breite Lichtstrahlen durch die morgendlichen Schleierwolken auf das noch ruhige, silbrig glänzende Meer, der weiße Strand liegt noch menschenleer vor uns, die Luft ist frisch und tut den Lungen gut.
Aufbruchstimmung
Um 10 fahren wir weiter Richtung Danzig, das unser heutiges Reiseziel ist.
Route 3 69,3 Kilometer
HEL - DANZIG
Das erste Etappenziel ist Gdingen, wo wir uns den Hafen anschauen wollen. Er ist gut beschildert (Port) und somit nicht zu verfehlen.
Gdingen (polnisch Gdynia), 1253 als Gdina zum ersten Mal erwähnt, bis ins 20. Jh. Nur ein kleines kaschubisches Fischerdörfchen. Innerhalb eines Jahrzehnts entwickelte es sich neben Chicago zur am schnellsten wachsenden Stadt der Welt. Diese rasante Entwicklung verdankt die Stadt im Grunde dem Versailler Vertrag, bei dem dem neu gegründeten Staat Polen über den Hafen der Freien Stadt Danzig ein Zugang zugesichert wurde. Der Hafen sollte der gemeinsamen Verwaltung Polens und der Stadt Danzig unter Aufsicht des Völkerbundes unterstellt werden, was sich aber als schwierig erwies. Im neuen Danziger Freistaaat gab es nämlich überwiegend Deutsche, die gar nicht so glücklich darüber waren, sozusagen über Nacht keine Deutschen mehr zu sein. Da sie an den Schalthebeln der Verwaltung saßen, boykottierten sie die Versailler Vereinbarungen so, dass ein reibungsloser Hafenbetieb nicht möglich war. So beschloss der polnische Staat 1922, einen eigenen Hafen in Gdynia zu bauen. 1924 begann man mit dem Bau, der 1926, als Gdynia die Stadtrechte erhielt fertig gestellt war. Bis 1934 war Gdingen einer der wichtigsten Häfen in Osteuropa geworden, mit einer Hafenanlage, die auch für die größten Hochseeschiffe ausgerüstet war. Kurz nach der deutschen Invasion in Polen im September 1939 besetzten die deutschen Truppen Gdingen mit seinen damals etwa 120 000 Einwohnern und nannten es Gotenhafen. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde Gdingen völlig zerstört.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Schiffsverkehr in Polen weitgehend über Danzig abgewickelt, das damals Freie Stadt unter dem Schutz des Völkerbundes war. 1924 begann Polen, aus nationalem Prestige und um seine Abhängigkeit von Danzig abzubauen, einen neuen Hafen in Gdingen zu errichten, das damals ein Fischerdorf mit etwa 1 500 Einwohnern war. Bis März 1945 blieb es unter deutscher Herrschaft.
Heute ist Gdingen eine prosperierende Hafenstadt und Marinebasis. In der Stadt befinden sich die größten Schiffswerften des Landes. Daneben werden Metallwaren, Maschinen und Konserven hergestellt. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor ist die Hochseefischerei.
Im Hafen von Gdingen liegt u.a. ein kleines Passagierschiff, die Grand Princess aus Hamilton. Ich hätte keine Lust, auf solch einem Pott mit 3000 oder mehr Leuten zusammen Urlaub zu machen!
Gegen 13 Uhr kommen wir in Danzig an, wo wir uns durch das Zentrum Richtung Stogi kämpfen. Dort liegt der Campingplatz, auf dem wir über-nachten wollen.
Camping Stogi, Nr 218
80-656 Gdańsk
ul. Wydmy 9
Homepage: http://www.kemping-gdansk.pl/ Telefon: 058-3073915 Fax: 058-304 22 59
Eigenschaften: im Kiefer-Hochwald,150 m zum Strand
Anfahrt PKW:
östlich der Innenstadt im Stadtteil Stogi, zwischen Weichsel und Danziger Bucht, in Stogi entlang den Straßenbahnschienen fahren, bis das Hinweisschild „Camping Stogi“ auftaucht
Haltestelle ÖPNV:
in der Nähe Straßenbahnhaltestelle für Fahrten in Zentrum
Unsere Dickschiffe müssen wegen ihrer Höhe vorne am Eingang des Platzes stehen bleiben.
Nachdem alle sich auf dem Platz eingerichtet haben, fahren wir mit 3 Taxen zur Altstadt von Danzig (Camping Stogi bis Speicherinsel = 19 Zl).
Erster Blick auf den Danziger Flusshafen und das weltberühmte Krantor
Gemächlich spazieren wir von der Speicherinsel zum Grünen Tor, durch das wir auf den Langen Markt mit seinem imposanten Rathausgebäude gelangen. Voller Bewunderung schauen wir uns die wunderschön wieder hergestellten Fassaden der Bürgerhäuser in den Stilen von Renaissance, Barock, Rokoko und Klassizismus an.
Danzig (polnisch Gdańsk), liegt südlich der Halbinsel Hela am Zusammenfluss von Mottlau und Toter Weichsel. Danzig ist eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Polens. Über Binnenwasserstraßen, Straßen und Eisenbahnlinien bestehen Verbindungen nach Warschau und anderen wichtigen Städten Polens und Europas. Über den Hafen werden zusammen mit Gdingen der weitaus größte Teil der polnischen Importe und ein erheblicher Teil der Exporte abgewickelt. Die Industrie- und Hafenanlagen von Danzig wurden im 2. Weltkrieg schwer zerstört, anschließend wieder aufgebaut.
980 wurde die Stadt erstmals erwähnt. Schon bald stritten sich Brandenburg, Polen und der Deutsche Orden um Danzig. 1308 ging der Deutsche Orden als Sieger hervor. 1358 trat Danzig der Hanse bei. In den folgenden Jahrhunderten – vor allem dem 16. und 17. – entwickelte es sich zu einer der großen Handelsstädte Europas. Im Zuge der schwedisch-polnischen Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts verlor die Stadt ihre wirtschaftliche Vormachtstellung im Ostseeraum. 1793 wurde sie in der 2. Polnischen Teilung Preußen zugesprochen. Von 1807 bis 1814 war Danzig Freistaat. Im Wiener Kongress wurde die Stadt 1815 wieder Preußen zugesprochen. Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags von 1919 wurde Danzig Freie Stadt und der Kontrolle des Völkerbundes unterstellt (siehe Danzigfrage). Zu Beginn des 2. Weltkrieges (1939) besetzte die deutsche Wehrmacht Danzig. Auf der Potsdamer Konferenz 1945 wurde Danzig wieder Polen zugesprochen. 1970 und in den achtziger Jahren war die Stadt Schauplatz schwerer Arbeiterunruhen, zuletzt im Frühjahr 1988. Die unabhängige Gewerkschaft Solidarität (Solidarność) wurde 1980 in Danzig gegründet.
Wir beginnen unseren Rundgang an einem der Stadttore der Altstadt, dem Grünen Tor, das eher wie ein Herrenhaus aussieht und in der Tat auch als Residenz für hochgestellte Besucher der Stadt Danzig vorgesehen war. Besonders sehenswert auf dem Langen Markt (Długi Targ): das Goldene Haus, der Artushof, das Rechtstädtische Rathaus, der Neptun-brunnen, das Goldene Tor, der Gefängnisturm und das Hohe Tor.
Mit Ausnahme der Industrieviertel und von Langgarten, dem modernen Stadtteil von Danzig, ist das mittelalterliche Stadtbild mit seinen vielen engen, gewundenen Straßen, mit Giebelhäusern und mit Steinmetzarbeiten verzierten Balkonen weitgehend restauriert.
Foto: Grünes Tor
Am Rathaus beginnt die Langgasse (ulica Dłuaga), die Hauptstraße des alten Danzig, in der vor allem das Uphagen Haus (auf der linken Straßenseite) einen Blick lohnt. Am Ende der kurzen, aber prächtigen Straße durchschreiten wir das Goldene Tor auf dem „Königsweg“ (d.h. durch das mittlere Tor – im Stil eines Triumphbogens – durch das gekrönte Häupter die Stadt betraten) und erblicken mit leisem Schaudern den Gefängnisturm, in dem grausame Verhöre und Hinrichtungen stattfanden. Hinter dem Gefängnisturm sieht man ein weiteres Stadttor, das „Hohe Tor“, das den Anfang des Königsweges bildet, der am Grünen Tor endet.
Nördlich des Langen Marktes ragen die Mauern der berühmten gewaltigen Marienkirche (erbaut zwischen 1343 und 1502) vor uns auf. Sie ist die größte Backsteinkirche Europas und hat einige Schätze in ihrem Inneren zu bieten: das berühmte Altargemälde „Das Jüngste Gericht“ von Hans Memling, die Tafelbilder „10 Gebote“ und „Barmherzigkeit“, die Astronomische Uhr und (in der Annenkapelle) die Madonna von Danzig.
Wir gehen links um die Marienkirche herum und gelangen auf die Frauengasse (Ulica Mariacka). Hier weisen fast alle Wohnhäuser – typisch für Danzig - Beischläge auf (Terrassen vor den Haustüren, die zum Schutz vor dem Hochwasser 1 – 3 m über der Straße liegen). Die meisten Häuser beherbergen hier Essgeschäfte oder Juwelierläden, in denen der typische Bernsteinschmuck dieser Region verkauft wird. Durch eines der Stadttore gelangen wir am Ende der Frauengasse an den Kai, wo wir uns nach links wenden, um uns das berühmte Krantor, das Wahrzeichen Danzigs anzusehen.
Das Krantor (14. Jh.) ist ein in Europa nahezu einmaliges Bauwerk, das die Funktionen eines Stadttors und eines Hafenkrans vereinigt. Der gänzlich aus Holz bestehende Kran steht zwischen zwei Ziegeltürmen. Er wurde von Männern betrieben, die im Innern riesige Tretmühlen betätigten, und konnte so bis zu 2 Tonnen schwere und 27 m hohe Lasten heben. Er diente nicht nur zum Transportieren von Gütern, sondern auch zum Ausrichten von Masten.
Blick auf den Langen Markt und das Rechtstädtische Rathaus
Der Lange Markt in Danzig ist ein seit dem 17. Jahrhundert bestehender Platz, an dem wohlhabende Danziger Bürger wohnten. Am Langen Markt befinden sich Rechtstädtisches Rathaus, Artushof, Goldenes Haus und Grünes Tor.
Rechtstädtisches Rathaus
Der Rathausturm wurde von 1486 bis 1488 von Heinrich Hetzel errichtet. Nach einem Brand 1556 wurde das ursprünglich gotische Rathaus im Stil des Manierismus umgebaut
Ritterspiele vor dem Rathaus
Bürgerhäuser am Langen Markt
links: Artushof
rechts: Goldenes Haus
Goldenes Tor
Das Goldene Tor ist das letzte einer Reihe von vier Toren, die man passieren muss, wenn man von Westen in die Danziger Rechtstadt kommt. Als Triumphbogen gestaltet stellt es den architektonischen Abschluss der repräsentativen Langgasse dar. Es entstand 1612 im italienischen Renaissancestil.
Langgasse
Die Langgasse ist die Verlängerung des Langen Marktes.
Prost!
Diese Burschen sitzen lieber auf einem Danziger Beischlag und zechen, als mit uns in die Marienkirche zu gehen und zu beten...
Blick auf die Marienkirche
Die katholische Marienkirche ist die größte Backsteinkirche der Welt und eines der größten Gotteshäuser Europas. Sie ist 105,5 Meter lang, die Breite des Querschiffs beträgt 66 Meter. Der Bau der mittelalterlichen Kirche begann 1343 und wurde im Jahre 1502 beendet.
Altarraum der Marienkirche
Im Innenraum der Kirche finden bis zu 25.000 Menschen Platz.
Astronomische Uhr
1464 bis 1470, von Hans Düringer
Ulla vor der Danziger Madonna
Krantor
Das Krantor in Danzig ist das Wahrzeichen der Stadt. In seiner heutigen Form besteht es seit etwa 1440, als das vorher hier stehende Tor bei einem Brand stark beschädigt und dann neu aufgebaut wurde.
Blick auf die Danziger Altstadt
In unmittelbarer Nachbarschaft des Danziger Wahrzeichens gibt es eine Reihe sehr ansprechender Speiselokale. Wir haben Hunger und entscheiden uns im Restaurant „Goldwasser“ etwas für das Wohlbefinden unserer leeren Mägen zu tun. Die Wahl war nicht schlecht, wie sich wenig später herausstellt. Es schmeckt uns allen hervorragend, und man sieht an beiden RMC-Tischen nur zufriedene Mienen.
Gegen 21 Uhr fahren wir wieder mit Taxen zurück zu unserem Campingplatz, wo wir noch eine herrliche Sause bei Hollfelders erleben. Immer und immer wieder wollten wir wissen, ob der alte Holzmichel noch lebt und erst nach endlosen Nachfragen war klar: Es geht ihm gut, er lebt noch!
Drei Mädels sollen auch nach der Hollfelderschen Sause noch nicht bettreif gewesen sein und hielten in der Campingkneipe noch einige Zeit durch, während die Herren bereits vor laufenden Fernsehern schnarchten.
25. August 2004
Um 8 in der Früh sind die 3 Mädels schon wieder unterwegs, diesmal zum Strand von Danzig, den sie nach einigen Irrungen, aber einem lohnenswerten Waldspaziergang, schließlich finden. Er ist breit und weiß, hinter schönen Dünen, aber das Wasser soll eine schlechte Qualität haben und der Blick auf die Industrie- und Hafenanlagen ist nicht sehr romantisch.
Um 10 fahren wir los Richtung Stegna, wo wir heute und morgen ein wenig an der Ostseestrand relaxen wollen. Unserem Vorhaben wird jedoch durch ein Schild an der Abbiegung Richtung Stegna ein jähes Ende bereitet: Die Seilfähre über die Weichselmündung, die wir benutzen müssen ist nur für Fahrzeuge bis 8 Tonnen zugelassen. Das Womo unserer Bären wiegt jedoch einige Tonnen mehr. Franka und Peter müssten einen anderen Weg fahren, um nach Stegna zu gelangen. Kurzerhand disponieren wir um, da das Wetter zur Zeit sowieso nicht so strandtauglich ist: Wir werden gleich weiter zu unserem nächsten Ziel, der Marienburg fahren und von dort nach Elbing, wo wir auf dem Stadtcampingplatz übernachten werden.
Ein wenig enttäuscht bin ich schon, denn die Fahrt mit der Seilfähre über die Weichselmündung war eines der schönsten Erlebnisse unserer Masurenreise vor 10 Jahren.
DANZIG -MARIENBURG - ELBING
Gegen 12 Uhr sind kommen wir an der Marienburg an. Wir beschließen, an einer Führung (150 ZL für eine Gruppe) durch die riesige Anlage teilzunehmen. Ich bin allerdings der Meinung, dass man mit einem guten Reiseführer in der Hand - also keinem zweibeinigen - die Marienburg selbst erkunden kann. Die Führung dauert 2 1/2 Stunden und beinhaltet eine halbstündige Pause - damit man im Shop kaufen oder im Imbiss verzehren kann :-) . Unser Guide, ein junges Mädchen spricht zwar grammatikalisch richtig, aber es ist recht mühsam (und ermüdend), ihrem polnisch gefärbtem Deutsch zuzuhören. Franka, die ja nun eigentlich sehr bildungsbeflissen ist, fasst am Schluss zusammen: Ich kann keine Steine mehr sehen...
Teil der Nordfassade
Teil der Nordfassade
Blick auf den Eingang
Innenhof der Burg
Die Herren Deutschritter in voller Montur
Ein Hochmeister des Ordens
Mein Hochmeister ist höher...
Gewölbe im Winterremter (Hochschloss)
Der Winterremter ist 12 x12 m groß und 7,8 m hoch. Er war mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
Refektorium im Hochschloss
Gewölbe im Mittelschloss
Gewölbe im Mittelschloss
Wandgemälde im Kapitelsaal (Mittelschloss)
Marienkapelle
Die Kirche, stark zerstört, wurde nur wenig restauriert - sozusagen als Mahnmal gegen den Krieg.
Restaurierte Kanzel
Nach 2 1/2 stündiger Führung streben wir dem Ausgang zu...
Panorambild
Die Stadt Marienburg (polnisch Malbork), liegt an der Nogat, in der polnischen Woiwodschaft Elbing. Das Stadtbild wird von der 1272 erbauten gleichnamigen Burg beherrscht, einem mächtigen Backsteinbau, der 1309 erweitert wurde und in späteren Zeiten mehrfach wiederhergestellt werden musste. Die unterhalb der Burg entstandene Stadt verfügt über einen teilweise restaurierten alten Stadtkern, der von Laubenhäusern und Resten der Stadtmauer geprägt wird. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Rathaus (1365-1380) sowie das Töpfer- und das Marientor (beide 14. Jahrhundert).
Marienburg war von 1309 bis 1457 Residenz des Hochmeisters des Deutschritterordens. Nach dem 1466 geschlossenen 2. Thorner Frieden kam Marienburg unter polnische Oberhoheit. An Preußen wurde die Stadt im Jahr 1772 abgetreten. Gegen Ende des 2. Weltkriegs trug Marienburg schwere Schäden davon. Seit 1945 gehört die Stadt zu Polen.
Die Marienburg gehört zu den gewaltigsten Profanbauten des Mittelalters. Nach der Vertreibung des Deutschen Ordens fiel die Festung an die polnische Krone; in der Zeit der Teilungen (Ende des 18. Jh’s bis zum Ende des 1. Weltkrieges) gehörte sie zu Preußen. Im Mittelalter war die Marienburg die größte Wehranlage Europas.
Deutschritterorden (auch als Deutscher Orden, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden bezeichnet, lateinisch Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum), 1190 während der Belagerung von Akko im Rahmen des 3. Kreuzzuges von Bremer und Lübecker Kaufleuten gegründeter Krankenpflegeorden, der 1199 in einen geistlichen Ritterorden mit Sitz in Akko umgewandelt wurde; sein Ordenszeichen war das schwarze Kreuz auf weißem Mantel. Neben den Templern und den Johannitern war der Deutsche Orden der dritte der großen mittelalterlichen Ritterorden, die während der Kreuzzüge gegründet wurden.
1309 verlegte der Orden den Sitz seines Hochmeisters von Venedig, wo er seit 1291 residierte, nach Marienburg in Westpreußen. Der Ordensstaat entwickelte sich zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht im Ostseeraum, und seine wichtigsten Städte (u. a. Danzig, Thorn, Königsberg) gehörten der Hanse an. Als die Christianisierung des Baltikums abgeschlossen und die Missionsaufgabe des Deutschen Ordens erfüllt war, geriet der Orden zunehmend in Gegensatz zu Polen, das in Personalunion mit Litauen, wo der Deutsche Orden nie hatte Fuß fassen können, verbunden war. 1410 unterlag das Ordensheer bei Tannenberg einem polnisch-litauischen Heer, und der Orden musste im 1. Thorner Frieden von 1411 einige Gebietsverluste hinnehmen. Nach einer langwierigen Auseinandersetzung mit den preußischen Ständen, die von Polen unterstützt wurden, musste der Orden im 2. Thorner Frieden von 1466 weitere Gebiete an Polen abtreten (Pomerellen mit Danzig, Marienburg, das Culmer Land und das Ermland) und die Oberhoheit des polnischen Königs über das restliche ostpreußische Ordensland anerkennen; der Sitz des Hochmeisters wurde nach Königsberg verlegt. 1525 wandelte der letzte Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, das preußische Ordensland in ein erbliches, säkularisiertes Herzogtum unter polnischer Lehenshoheit um, was von Kaiser, Papst und Deutschmeister jedoch nicht anerkannt wurde.
Im Heiligen Römischen Reich bestand der Orden weiter bis zu seiner Auflösung durch Napoleon 1809. In Österreich wurde er 1834 als „Hoch- und Deutschmeister” wiedergegründet und konzentrierte sich in erster Linie auf Wohltätigkeitsarbeit. 1929 wurden die Hoch- und Deutschmeister in einen rein geistlichen Orden umgewandelt, von 1938 bis 1945 war der Orden verboten, und 1945 wurde er in Österreich und der Bundesrepublik wiederbelebt.
An der Spitze des Deutschen Ordens stand der Hochmeister, der jeweils auf Lebenszeit gewählt wurde; ihm zur Seite standen fünf Großgebietiger: der Großkomtur (Statthalter des Hochmeisters), der Marschall (zuständig für das Heerwesen), der Tressler (Schatzmeister), der Trapier (zuständig für die Ausrüstung) und der Spittler (Leiter des Hospitalwesens). Daneben gab es einige Provinzialobere: den Deutschmeister für die zwölf deutschen Ordensballeien, der seit 1494 Reichsfürst war, seit 1525, seit der Säkularisierung des Ordensstaates also, das Hochmeisteramt verwaltete und daher später auch als Hoch- und Deutschmeister bezeichnet wurde; den Landmeister für Livland sowie Landkomture für die Ordensgebiete außerhalb Deutschlands. Der Orden setzte sich aus dem Mönchsgelübde verpflichteten Priester- und aus Ritterbrüdern zusammen sowie aus dienenden Halbbrüdern.
Nach der sehr interessanten, wenn auch anstrengenden Besichtigung machen wir eine kurze Pause und fahren dann weiter nach Elbing.
CAMPING NR 61
82-300 Elblag, Panienska Str.14
Homepage: http://www.camping61.com.pl/index_de.php Tel/Fax
++48-(055)-232-43-07
Eigenschaften:
auf einer Wiese am Elbing-Flussufer, 500 m von der Altstadt entfernt, An der Rezeption ist das Ticketoffice der Ostroda-Elblag Reederei, bei dem man die Fahrkarten für die Kanalfahrt bekommt
Anfahrt PKW:
Am Ortseingang beschildert
Der Campingplatz liegt zwar recht hübsch am Flussufer, doch unsere "Dickschiffe" dürfen dort nicht stehen und aus Solidarität bleiben wir darum alle hinter dem "Waschhaus" auf der grünen Wiese stehen. Christel findet's toll - "Jetzt fängt für mich der Urlaub an!" Nanu - was war das vorher denn? Die bisherigen Stellplätze waren allemal schöner als dieser hinter dem Waschhaus... Jede Jeck is anders, sagt der Kölner...
Elbing ist eine Hafenstadt an der Mündung des Elbing in das Frische Haff. Ein Kanal verbindet Elbing mit einem östlichen Mündungsarm der Weichsel, dem Nogat. In der Industriestadt werden Lokomotiven, Maschinen, Metallwaren und Textilien hergestellt. Die Stadt wurde 1237 vom Deutschen Orden gegründet und nahm seit Ende des 13. Jahrhunderts eine führende Stellung in der Hanse ein. 1466 kam sie zu Polen, 1772 zu Preußen. Im 19. Jahrhundert war Elbing das größte Industriezentrum Ostpreußens. Beim Vormarsch der sowjetischen Truppen nach Deutschland Ende des 2. Weltkrieges wurde Elbing im Februar 1945 eingenommen und im Potsdamer Abkommen von 1945 zusammen mit dem südlichen Teil Ostpreußens Polen zugesprochen.
Der Campingplatz an sich ist gepflegt und seine Lage am Fluss gefällt allen, und so ist keiner enttäuscht, dass wir nicht, wie geplant für den nächsten Tag Tickets für die Elblag-Kanal-Fahrt bekommen (alle Schiffe sind bereits ausgebucht). Wir können die Tour erst übermorgen machen. Also werden wir morgen einen Relaxtag in Elbing einlegen. Das Wetter ist schön und wir genießen die Ruhe innerhalb unserer Wagenburg – die einen dösen in der Sonne, die anderen putzen und fummeln an ihren Womos herum oder halten ein Schwätzchen. Ich bin froh, einmal Zeit für meine lästige, in den Urlaub mitgebrachte Arbeit (die Slalom-Redaktion) zu haben.
26. August 2004
Heute wird nach Herzenslust gefaulenzt. Am Morgen spazieren Günther, Ulla und ich ins Zentrum von Elbing, um Einkäufe zu tätigen. Nachmittags unternimmt die übrige Truppe ebenfalls eine kleine Stadtbesichtigung, während ich mich meiner Slalom-Redaktionsarbeit widme und Günther am Womo fummelt.
Städtisches Museum
Nach mehrmaligen Umzügen fand das Museum in den sehr schönen Häusern Heilig-Geist-Str. 3 und 4 eine neue Heimat.
Wenige alte Backsteinhäuser sind noch erhalten.
St. Marien-Kirche
1246 von Dominikanern nahe der nordwestlichen Stadtmauer errichtet
Markttor (früher: Schmiedetor)
Das Tor wurde 1319 errichtet und trug ein barockes Glockentürmchen aus dem Jahre 1755.
Dem alten Stil nachempfundene neue Häuser.
St. Nikolai-Kirche
1260 in gotischem Stil erbaut
Gelungener Stadtwiederaufbau
Elbing war fast völlig zerstört nach dem 2. Weltkrieg.
Die alte Giebelbauweise wurde in modernem Stil beibehalten.
Elbinger Flussufer
Es geht weiter mit:
einer Elblag-Kanal-Fahrt - Weiterfahrt zur Masurischen Seenplatte
Elblag-Kanal / Drausensee - Mohrungen - Jezioro Narie - Tannenberg - Beldany-See - Krutynia