& Maremma - Cinque Terre

mit Camping- und Stellplatztipps,

Sightseeing und Wanderungen


Maremma   Cinque Terre


Endlich nicht mehr auf die Schulferien angewiesen - denke ich, als wir unseren diesjährigen Urlaub planen. Er soll uns in die Toskana, die Maremma und die Cinque Terre führen, wo es bekanntlich im Sommer recht heiß werden kann. Wir möchten gerne einige Wanderungen unternehmen und freuen uns auf ein angenehm warmes Klima und eine frühlingsmäßig herausgeputzte  Landschaft.

Die herausragendsten Punkte unserer Planung sind:

  • Lucca, im Nordwesten der Toskana, die mittelalterliche Stadt mit gewaltigem Stadtwall

  • Borgo a Mozzano mit der schönen Bogenbrücke Ponte Maddalena

  • Chianti (nicht nur der Wein - auch die Region), wo wir unsere erste Wanderung - von Greve in Chianti nach Panzano - geplant haben

  • Florenz mit Stadtbesichtigung

  • San Gimignano , die Stadt der in den Himmel ragenden Geschlechtertürme (Wanderung 2)

  • Volterra

  • Siena

  • die Maremma - mit ihrem wundervollen Parco Naturale (Wanderung 3)

  • die Cinque Terre -  5 der schönsten Flecken Italiens (Wanderung 4)

 

Freitag, 01.05.

In Oggebio am Lago Maggiore haben wir übernachtet (Einstellplätze an der Uferstraße), am Morgen ist noch alles verhangen und dunstig, aber bei der Weiterfahrt wird das Wetter zusehends besser. Als wir bei Genua den ersten Blick auf das Mittelmeer werfen, ahnen wir bereits wieder die Wärme und den Glanz der Sonne.

Wir entscheiden uns, noch bis Lucca zu fahren, das im Nordwesten der Toskana liegt und eine herrliche, intakte Altstadt mit vielen Gebäuden aus dem Mittelalter aufzuweisen hat. Es ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Das erste beeindruckende Detail der Stadt, das wir erblicken, ist der mächtige Stadtwall, vor dem wir auf einem großen Parkplatz unser Womo abstellen.

Ein gutes Stück wandern wir auf diesem mächtigen Relikt des Mittelalters um die Altstadt herum. Die mit hohen Bäumen begrünte Stadtmauer ist ein einzigartiges Bauwerk, auf dem man bequem über 4 km laufen kann. Die interessanten, wiederhergestellten Innenräume einiger Bollwerke können besichtigt werden.

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Bei unserem Bummel durch die mittelalterlichen Stadtkern Luccas sehen wir

  • die Chiesa San Michele – aus weißem Kalkstein gebaut, im 11. Jahrhundert begonnen und dann immer wieder erweitert, besonders beeindruckend die hohe Eingangsfassade und die Seitenfassaden
  • den Duomo San Martino - bereits im 6. Jh. von Bischof Frediano erbaut, erster Wiederaufbau 1060 bis 1070, Domfassade 1204 von Guidetto da Como ausgeführt und später mit Säulengängen, Intarsien und Skulpturen ausgeschmückt
  • die Basilika di San Frediano - von 1112 bis 1147 in ihrer ursprünglichen Struktur wieder aufgebaut, mit drei Portalen im pisanischen Stil; besonders schön: das große Mosaik "Himmelfahrt" im italienisch-byzantinischen Stil von Berlinghiero Berlinghieri

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  • den Palazzo e Torre di Guinigi - ein Palast aus dem 14. Jahrhundert aus Stein und Backsteinen, beachtenswert die Türme, von denen einer stumpf, der andere ohne Zinnen ist, besonderer Gag: auf einem der Türme wachsen Steineichen

Bei einem Cappucchino lassen wir uns ein Platzkonzert auf der Piazza San Michele um die Ohren brausen.

diavolo2.jpg (9165 Byte) Da es noch früh genug ist (16 Uhr), entscheiden wir uns spontan, weiterzufahren nach Borgo a Mozzano zur Ponte del Diavolo. Durch das schöne Tal des Serchio erreichen wir die eindrucksvolle Bogenbrücke bald und stellen unseren Hiram auf der Ostseite der Brücke ab, um sie zu Fuß zu überqueren. Der ursprüngliche Name der aus dem 16. Jh. stammenden Brücke lautet Ponte Maddalena, und sie erinnert uns mit Wehmut an die schöne Brücke von Mostar, die im Krieg so schwere Schäden davongetragen hat. Unser Parkplatz – an einer nur schwach frequentierten Straße – ist so malerisch, dass wir uns entschließen, hier über Nacht zu bleiben. Hinter uns befindet sich eine Pizzeria, die sich bei der einheimischen Bevölkerung großer Beliebtheit zu erfreuen scheint (Devil Bridge Pizzeria), jedenfalls ist hier bis spät abends reger Betrieb.  Wir gehen früh schlafen; ich werfe noch einen letzten Blick vom Schlafzimmerfenster auf die Brücke und – erstarre: Was ich da erblicke, sieht wie das Tor zur Hölle aus! Der Bogen der Brücke spiegelt sich im spiegelglatten, nächtlich schwarzen Wasser des gestauten Serchio und erweckt so den Eindruck eines riesigen, kreisrunden, dunklen Loches. Faszinierend! Ob so wohl der Name Teufelsbrücke entstanden ist?

Samstag, 02.05.

Wir haben nicht vom Teufel geträumt zum Glück! Am nächsten Morgen ist die Spiegelung noch zu sehen, jedoch lange nicht so eindrucksvoll wie in der Nacht.

Unsere Weiterfahrt führt uns mitten durch das quirlige Florenz, in dem wir keinerlei brauchbare Beschilderung für unsere Richtung, nämlich Arezzo, finden können. Mit Kompass und pfadfinderischem Gespür gelangen wir schließlich über die Piazzale Michelangelo mit ihrem überwältigenden Blick auf Florenz (Fotostop!!!) auf die richtige Straße, die uns durch das Tal des Arno bis nach Figline Valdarno führt.

 

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Hier liegt der Campingplatz Norcenni Girasole Club (http://www.ecvacanze.it/girasole/ ), der seitens des ADAC bereits zwei Mal in ausführlichen Berichten angepriesen wurde.

Unsere Meinung: Er ist zwar großzügig angelegt, aber – na ja, uns gefallen diese Camping-Großstädte nicht. Typisch toskanisch wirkt die umgebende Landschaft auch nicht unbedingt, aber die Aussicht ist von einigen Teilen des Platzes wirklich schön (vom Restaurant und der großen Badelandschaft auf jeden Fall). Nur wenige Stellplätze haben jedoch einen wirklich guten Blick auf die Umgebung. Nach einigem Hin und Her finden wir ein Plätzchen mit einem winzigen Ausschnitt der Aussicht, die wir uns wünschen und sind halbwegs zufrieden. Wir wollen ja keinen Urlaub auf dem Platz machen, sondern von hier aus die Umgebung erkunden.

Sonntag, 03.05.

Der erste Ausflug ist heute angesagt: Eine Rundwanderung von Greve in Chianti über Panzano und zurück nach Greve. Mit dem Roller, der erst nicht anspringen will, fahren wir durch eine herrliche Landschaft, sehen unterwegs ein Stachelschwein (leider aber tot am Straßenrand liegend) und parken unseren Roller auf dem Marktplatz von Greve.

Greve in Chianti liegt südlich von Florenz im Herzen der Chianti-Region. Der Ort ist ein interessantes Beispiel mittelalterlicher Urbanistik, und die ausgedehnte Piazza weist noch deutlich Zeichen ihrer ursprünglichen Bestimmung als Marktplatz auf. Um dieses Zentrum herum entwickelte sich die Ortschaft, über der das Schloss von Montefioralle mit seiner heute noch elliptischen Form thront. Den Marktplatz von Greve bildet ein von Arkadengängen eingefaßtes Dreieck, die bereits erwähnte Piazza Giacomo Matteotti (Mateotti wurde übrigens von den Faschisten ermordet). Am zweiten Sonntag im September findet hier die "Sagra del vino" statt, ein Weinfest mit Tanz.

Unsere Wanderung soll hier beginnen, doch vorher statten wir uns noch mit Brot, Käse und Wein (bei den Gerüchen im Geschäft läuft uns schon das Wasser im Munde zusammen) und einer guten Wanderkarte aus. Zwei Geschäfte am Marktplatz verkaufen recht gutes Kartenmaterial und auch einiges an Toskana - Reiseliteratur.

Ein nahezu kitschig strahlendblauer Himmel läßt die Farben der Chiantiberge leuchten, und die Sonne bringt uns Wanderer aus dem kühlen und verregneten Rheinland gleich auf dem ersten steilen Wegstück ganz ordentlich ins Schwitzen.

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Beschreibung der Wanderung mit Karte

In Panzano, das malerisch auf einer Bergkuppe liegt, gönnen wir uns auf dem Marktplatz eine Rast und ein Gelato. Unseren Rückweg hätten wir auch mit dem Bus antreten können, aber wir entschließen uns, auf etwas anderem Wege zurückzuwandern. Auf dem Marktplatz von Greve angekommen, gönnen wir uns einen wiederbelebenden Vino, bevor wir mit unserem Roller nach Figline Valdarno zurückfahren. Am späten Nachmittag sind wir wieder auf dem Campingplatz und genießen es, unsere Füße von uns zu strecken und den Rest des Tages gar nichts mehr zu tun.

Montag, 04.05.

Heute morgen öffnet der Himmel seine Schleusen über der Toskana, und wir haben keine Lust, Florenz unter dem Dach eines Schirmes zu besichtigen. Zum Glück wird es gegen Mittag heller, der Regen hört auf. Da der AG00092_.GIF (502 Byte)Zubringerbus des Clubs nur morgens zum Bahnhof fährt, düsen wir mit unserem Roller zur Stazione von Figline. Mit einem Bummelzug – normalerweise regelmäßige Verbindung nach Florenz (haha, was heißt in Italien regelmäßig? – dazu später mehr) – fahren wir den Arno entlang bis zur Stazione Santa Maria Novella, dem Hauptbahnhof von Florenz, das die Hauptstadt der Region Toskana ist und die achtgrößte Stadt Italiens (441000 Einwohner).

Geschichte: Florenz, die Hauptstadt der Toskana, hat eine vielfältige Geschichte, die künstlerische, finanzielle, religiöse, kulturelle und politische Aspekte umfaßt. Die Stadt wurde 59 v. Chr. als römische Kolonie Fiorentina gegründet. Ausgehend von dem Ort Fiesole entstanden die ersten Niederlassungen der Etrusker und später der Römer. Nach der Einrichtung "der Herrschaft des Volkes" und der Eroberung der Stadt Pisa erlangte Florenz die Macht über die gesamte Toskana, mit Ausnahme von Siena und Lucca. Ab 1291 beginnt mit dem Bau des Mauerrings die Erweiterung der Stadt um das Sechsfache. In der Folgezeit erobert Florenz das umliegende Land und sichert es durch kleine Befestigungsstädte (Terre murate). Florenz erlebte seine größte Blüte (Handel und Tuchindustrie, großer Einfluß der Zünfte) zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert. Das 15. Jh. ist kulturell das Jahrhundert der Renaissance und steht im Zeichen der Medici. Die Medici regierten die Stadt, und sie werden zum Ausgangspunkt für die politische und kulturelle Entwicklung der Stadt. Unter Lorenzo il Magnifico (1469 – 92) wird Florenz zum geistigen und kulturellen Mittetpunkt Italiens. Nach der Regierung der Medici dehnte sich Florenz unter den Habsburgern und Lothringern aus und wurde 1859 dem Königreich Italien angeschlossen. Von 1865-1870 war es die Hauptstadt des Königreichs Italien. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beginnt die Industri- alisierung in Florenz, und in der Nachkriegszeit dehnt sich die Stadt bis an die Grenzen von benachbarten Städten, wie z.B. Prato aus. Heute ist Florenz eine Stadt, die nicht nur von ihrer ruhmreichen, künstlerischen und kulturellen Vergangenheit lebt, sondern auch ein Zentrum für handwerkliche, kaufmännische und industrielle Aktivitäten ist.

Von der Stazione ist es nicht mehr weit zu den Medici-Grabkapellen und dem Palazzo Medici-Riccardi. Unterwegs kaufen wir mal eben einen Ledermantel auf dem Mercato bei der Kirche San Lorenzo (Leder, Leder, Leder!).

Nur wenige Schritte weiter sehen wir bereits die herrliche Fassade des Domes und das Baptisterium.

Duomo Santa Maria: Der Dom ist das Ergebnis der Arbeit zahlreicher Künstler, die hier über Jahrhunderte tätig waren. 1294 beauftragte die Korporation der Künste Arnolfo di Cambio mit dem Bau einer Kathedrale als Ersatz für die schon vorher bestehende Kirche Santa Reparata.  Die Arbeiten am neuen Dom begannen 1286 und zogen sich unter verschiedenen Baumeistern bis 1375 hin, bis zu dem Jahr also, als Santa Reparata abgerissen wurde und ein Teil der Konstruktion Arnolfos neu entworfen wurde. Auf den Bau der Kuppel mußte man noch bis 1420 warten, als Brunelleschi den hierfür veranstalteten Bauwettbewerb gewann. 1445 waren die Bauarbeiten beendet, und die Kirche wurde zwei Jahre später, 140 Jahre nach Beginn der Arbeiten, geweiht. Die heutige gotische Fassade wurde erst im 19. Jahrhundert vollendet.Der Campanile, von Giotto (Entwurf), Talenti und Pisano von 1334-1359 erbaut, ist über 84 m hoch und vollständig mit Sechseck- und Rhombenformen geschmückt.

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Der Florentiner Dom ist die viertgrößte Kirche der Welt und die drittgrößte Italiens. Sein Äußeres ist wirklich beeindruckend, und so ist man relativ enttäuscht, wenn man den Innenraum betritt (Mo - Fr 8.30-18 Uhr, Sa 8.30-17 Uhr, am 1. des Monats 8.30-15 Uhr, So 13-17 Uhr), den man nach all der äußeren Pracht als wirklich schlicht empfindet. Günther ist trotz meiner vorsorglichen Warnung ziemlich erschüttert.

Das Baptisterium San Giovanni, direkt gegenüber dem Dom, ist ein wunderschönes Bauwerk, bei dem das Innere mit dem Äußeren durchaus konkurrieren kann.

Baptisterium: Kaum ein Gebäude hat die Florentiner mehr beeindruckt. Dabei wußten sie lange nicht, wann es überhaupt entstanden war. Dante sah in ihm einen römischen Bau, einen Marstempel aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus. Tatsächlich entstand die Taufkirche im 11./12. Jahrhundert. Über Jahrhunderte war es das einzige in Marmor ausgeführte Bauwerk von Florenz und wurde Vorbild für die dekorative Verkleidung des Doms, des Campaniles und der Fassade der Kirche Santa Maria Novella. Die drei vergoldeten Bronzetüren orientieren sich am römischen Straßenverlauf. Sie sind allesamt prächtig. Michelangelo hat die von Lorenzo Ghiberti zwischen 1425 und 1452 geschaffene sogenannte "Paradiestür" nach Osten am besten gefallen. Der Künstler hat darauf Szenen aus dem Alten Testament dargestellt. Der Zyklus beginnt mit der Erschaffung Adams und Evas, zeigt den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies und endet mit dem Tempel Salomons und dem Besuch der Königin von Saba bei König Salomon. Für das Selbstbewußtsein des Künstlers spricht, daß sich der glatzköpfige Ghiberti in der Mitte der Tür selbst verewigt hat. Der Raumeindruck im Innern des Baptiste- riums (werktags 13.30–16.40 Uhr, So 9-13 Uhr) ist (falls kein Gedränge herrscht!) gewaltig, weil man von außen wegen des relativ flachen Daches keinen so hohen Kuppelraum vermutet. Byzanz stand Pate für die Kuppelmosaiken (1270 bis ins 14. Jahrhundert), Christus der Weltenrichter ist die Zentralfigur, links unter ihm steht die Kanzel in einer bogenüberspannten Nische. Die einfachen Teile des Mosaikfußbodens stammen aus dem 12. Jahrhundert, die raffinierten – dazu gehören auch die Kuppelmosaiken – aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Die Wiederholung des Außenschmucks, die streng gegliederte Marmorinkrustation, ist sozusagen das Aushängeschild der Florentiner Protorenaissance (Vorrenaissance): Eine Wand aus dünnen, verschie- denfarbigen Marmorplatten wird der tragenden Wand aus Bruchstein vorgelegt – in Florenz normalerweise weißer Marmor aus Carrara und grüner aus Prato wie beim Baptisterium, aber der Campanile und Teile des Domes erhielten auch rosafarbenen. Bis zum 19. Jahrhundert war San Giovanni übrigens die einzige Taufkirche von Florenz: Zweimal jährlich gab es sogenannte Sammeltaufen.

Nach einem Gang rund um den Dom auf der Piazza del Duomo bummeln wir durch die engen, dunklen Straßen der Altstadt (die Häuser sind sehr hoch, und so fällt wenig Licht in die engen Straßen). Der Verkehr ist entnervend, und wir suchen hungrig nach einem netten Ristorante – vergeblich. Schließlich geben wir auf und entscheiden uns, "daheim" zu grillen. – Eine gute Idee, wie sich später herausstellt, denn es schmeckt uns bei uns super!

Dienstag, 05.05.

Heute ist der zweite Teil unseres Florenz-Sightseeings angesagt. Wiederum verschmähen wir den Camp- ground-Zubringerbus und besteigen unseren Roller, um zum Bahnhof zu fahren. Gegen 11 sind wir in Florenz. Als erstes besichtigen wir – gleich am Hauptbahnhof - die Klosterkirche des Dominikanerordens, Santa Maria Novella, mit ihrer wunderschönen Fassade aus weißem und grünem Marmor.

Kirche Santa Maria Novella: An der Fassade entdeckt man einen Fries aufgeblähter Segel, die das Signum des Giovanni Rucellai sind, eines reichen Florentiner Kaufmanns, der 1456 die Fertigstellung der Fassade, die 1350 beim Bau der Kirche unvollendet geblieben war, in Auftrag gab und finanzierte. - Geöffnet: tgl. 7 – 11.30 und 15.30 – 18 Uhr - Die dreischiffige Basilika ist enorm schmal (fast 100 m lang und nur knapp 29 m breit), ein gotisches Kreuzgewölbe ruht seitlich auf Arkaden, die den Blick auf die Wände der Seitenschiffe freigeben. Besonders schön: Ghirlan- daios Freskenzyklus aus dem Marienleben (links) und dem Leben Johannes des Täufers (rechts) in der Apsis hinter dem Hochaltar, ein Auftrag, den Ghirlandaio u. a. mit Hilfe seines Schülers Michel- angelo ausführt.  Die deutendsten Fresken aus dem Kreuzgang wurden abgenommen und sind im früheren Refektorium ausgestellt (werktags außer Fr 9 – 14, So 8 – 13 Uhr).

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Santa Maria Novella hat uns ausnehmend gut gefallen.

Unser nächstes Ziel ist die Piazza della Signoria. Wir passieren die Palazzit Strozzi und Davanzati, die in ihrer Monumentalität schon sehr beeindruckend sind. Vor dem Palazzo Vecchio bewundern wir den Neptunsbrunnen (1563-1575, von Ammannati) und die drei riesigen nackten Männer – Michelangelos David und Herkules und Canus von Bandinelli, die mich ehrlich gesagt auch beeindrucken. Schöne Burschen fürwahr!

Palazzo Vecchio: Da der Palazzo Vecchio zwischen Ende des 13. und den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts als Sitz der Prioren errichtet wurde, ist der ursprüngliche Hauptbau vermutlich Arnolfo di Cambio (1245-1302) zuzuschreiben. In der Folge, im 15. und vor allem sodann im 16. Jahrhundert kamen die Erweiterungen auf der Rückseite hinzu, ohne jedoch die wuchtige Grundstruktur aus Bossenwerk mit seiner vorspringenden Galerie und dem asymetrischen, über die Piazza Signoria herrschenden Turm zu verändern. Zunächst als Sitz der Signoria (Stadtherrschaft) errichtet, beherbergte er vorübergehend, zur Zeit Cosimos I, die großherzögliche Familie, vor deren endgültiger Umsiedelung in den Palazzo Pitti. In jene Jahre (1550-1565) reichen die großen Umgestaltungen durch Vasari zurück. Dieser dekorierte prunkvoll die für neue Regie- rungszwecke umgebauten Innenräume, wie auch die Wohngemächer der Fürstenfamilie. Der ganze Palast gilt deshalb zu Recht als ein einziges Museum, vor allem was die sogenannten "Quartieri Monumentali" anbetrifft.

In der Loggia dei Lanzi, einer offenen Halle neben dem Palazzo Vecchio, kann man Judith und Holofernes von Donatello sehen neben anderen Platiken aus Antike und Renaissance.

Eigentlich wollen wir nun in die Uffizien, aber die Schlange von Wartenden vor dem Eingang verspricht eine Wartezeit von mindestens 2 Stunden, so daß wir dankend auf den Kulturgenuß verzichten und uns das berühmte Museum nur von außen ansehen.

Galleria degli Uffizi: Der Uffizienpalast wurde Mitte des 16. Jahrhunderts durch den Architekten Giorgio Vasari (1511-1572) erbaut, zu einer Zeit, zu der Cosimo de'Medici der erste Großherzog der Toskana seine neuangetretene Herrschaft festigte. Die sich hufeisenförmige von der Piazza della Signoria bis zum Fluss Arno ausdehnenden "Uffizien", welche mit dem Palezzo Vecchio verbunden sind, waren dazu bestimmt, die "Uffici" also die Ämter der Magistratur aufzunehmen, womit sich auch der Name erklärt. Von Anfang an jedoch, bestimmten die Medici - große Sammler und Mäzenaten - einige Räumlichkeiten im dritten Stock dazu, die eindruckvollsten Kunstwerke ihrer Sammlung aufzunehmen, welche zwei Jahrhunderte später, dank der weitblickenden Großzügigkeit von Anna Maria Luisa, der letzten Erbin der Familie, unveräußerlich zum Staatsgut gemacht wurden.

Nachdem wir dieses weltberühmte Gebäude gebührend begutachtet haben, schlendern wir zum Arno hinunter und werfen den ersten Blick auf die Ponte Vecchio.

Ponte Vecchio: Die Ponte Vecchio ist die älteste Brücke von Florenz über den Arno. Bereits im 16. Jhd. wurden hier auf Befehl der Medici anstelle der ansässigen Metzger die Goldschmiedemeister angesiedelt. Diese sind bis zum heutigen Tage auf der Ponte Vecchio zu finden.

Auf dem Weg zur Brücke entdecken wir am Arnoufer, kurz vor der Brücke, ein hübsches Ristorante, in dem es uns vorzüglich schmeckt, obwohl die Preise uns eigentlich den Appetit verderben müßten.

Gemütlich bummeln wir dann über die alte Brücke, staunen über die funkelnde Pracht in den Schaufenstern der hier ansässigen Juwelierläden und bummeln dann gemütlich wieder am Arnoufer entlang zurück bis zur Bibliotheca Nazionale, bei der wir links abbiegen zur Piazza S. Croce, um die herrliche Chiesa Santa Croce zu besichtigen.

S. Croce: Santa Croce ist eine Ordenskirche der Franziskaner (seit 1228) mit Fresken u. a. von Giotto in den Kapellen der Peruzzi (1326 – 1330) und Bardi (1317) sowie den Grabmälern von Ghiberti, Michelangelo, Galilei, Machiavelli.

Anschließend wollen wir eigentlich mit der Ferrovia wieder nach Figline zurückfahren. Doch was wäre ein Italienurlaub ohne einen vernünftigen Streik? Heute dürfen wir wieder einen erleben! Bis 17 Uhr fallen alle Nahverkehrszüge aus. Ab 17 Uhr stehen Hunderte von reisewilligen In- und Ausländern gespannt vor der großen elektronischen Abfahrtstafel. Die sich ständig ändernden Verspätungsminuten werden mit begeistertem (???) Applaus begrüßt – erst sind es 10, dann 20, dann 35, schließlich 45 Minuten nach 17 Uhr, als sich der erste Zug total überfüllt in Bewegung setzt. Und wenn uns dann nicht ein netter Italiener den Tip gegeben hätte, in einen völlig anderen als den uns bei der Informazione angegebenen Zug einzusteigen, wären wir am heutigen Tag wahr-scheinlich nicht mehr in Figline angekommen. Auch unser Zug ist hoffnungslos überfüllt, aber es herrscht eine Bombenstimmung. - Streiks sind doch echt was Schönes, oder?

Viel später als geplant fahren wir mit unserem Hiram weiter – auf der Straße des Chianti über Greve und Panzano nach Castellina in Chianti, das hoch über den toskanischen Hügeln liegt. Gleich am Ortseingang entdecken wir einen AG00092_.GIF (502 Byte)besonders schön gelegenen Parkplatz (mit Womo-Ver- und Entsorgungsstation!), der romantisch in das Licht der untergehenden Sonne getaucht ist. Hier übernachten wir!

Mittwoch, 06.05.

So schön steht man auf dem Parkplatz am Ortseingang von Castellina!

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Schon am frühen Morgen stöbern wir in Castellina in alten Etruskergräbern herum (gleich hinter dem Parkplatz, ein paar Meter den Hügel hinauf, jederzeit zugänglich).

Auf unserer Weiterfahrt entdecken wir in Poggibonsi Supermärkte, in denen wir unsere dringenden Einkäufe (Vino, Wasser, Vino, Brot, Vino, Käse, Vino...) tätigen können.

Mittags um 11 tauchen vor uns die Türme der hoch auf einem Hügel liegenden Stadt San Gimignano auf.

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San Gimignano:

( http://www.sangimignano.com )
Die mittelalterliche Stadt gehört zur Provinz Siena. In San Gimignano kann man auch heute noch 15 der ehemals 72 Geschlechtertürme bestaunen. Im Mittelalter war dieser Ort eng mit der Republik Florenz verbunden. Aus dieser Zeit stammen auch noch einige Patrizierpaläste, alte Gäßchen und Plätze. Eine Zisterne aus der Zeit um 1327 bildet das Zentrum der Stadt. Darum gruppieren sich einige sehens- werte Bauwerke.Wer den Wehrturm der Rocca erklimmt, wird dafür mit einem herrlichen Ausblick auf die Stadt und die Umgebung belohnt.

Wir fahren gleich zum Campingplatz, der sehr hübsch in einem kleinen Pinienwald, ca. 2 km von San Gimignano entfernt, liegt. AG00092_.GIF (502 Byte)Campeggio "Il Boschetto", Loc. S. Lucia, 53037 San Gimignano, Tel. 0577-940352, Preis: Lit 25.000 für 2 Erw. und 1 Womo / Nacht).

Schnell packen wir unsere Rucksäcke, schnüren uns die Wanderschuhe an die Füße und machen uns auf den Weg rund um San Gimignano.

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Wanderung "Rund um San Gimignano" mit Karte

Die Wegbeschreibung gibt uns manches Mal Rätsel auf, und wir wandern mehrmals auf anderen Wegen, aber da man die Türme von San Gimignano eigentlich nie aus den Augen verliert, besteht keine Gefahr, sich zu verlaufen. Die Ausblicke bei dieser Wanderung sind einfach umwerfend. Und Blumen haben wir gesehen –  Alpenveilchen, Königskerzen, Lilien – einfach toll!

Ziemlich müde und mit qualmenden Socken kommen wir gegen 17 Uhr wieder am Campingplatz Boschetto an. Günther holt den Grill heraus, und wenig später sitzen wir auf einem AG00092_.GIF (502 Byte)schön angelegten Picknickplatz mit wunderbarer Fernsicht und genießen unser Abendessen, den Chianti und die warme Abendsonne.

Donnerstag, 07.05.

Nach dem Frühstück besichtigen wir San Gimignano. - Eine wohlgeordnete, im Sinne des Fremdenverkehrs durch die UNESCO-Sanierung überordentliche, im Charakter nach wie vor aber mittelalterliche Kleinstadt empfängt den Besucher, der sie normalerweise durch die Porta San Giovanni im Süden betritt. Parkplätze gibt es reichlich entlang der westlichen Stadtbefestigung und im Südwesten; das Informationsbüro mit Hotelbuchung und Wechselstube befindet sich auf dem Domplatz.

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Piazza della cisterna

Rundgang durch San Gimignano: Vom Tor aus spaziert man die Via San Giovanni hoch. In der ehemaligen kleinen romanischen Kirche (Haus Nr. 69, rechts) ist heute die Weinhandlung der Fattoria Tollena untergebracht, in der man den probieren kann. Der Durchgang zum Garten hinten ist frei und bietet einen herrlichen Blick ins Elsa-Tal bis nach Colle Val d’ Elsa. Noch einige Schritte bergan, und man steht im Zentrum des kleinen Städtchens, auf der etwas dreieckigen Piazza della Cisterna. Ihr Mittelpunkt wiederum der Renaissancebrunnen, dessen Travertinränder die tiefen Spuren der Seile zeigen, mit deren Hilfe die Wassereimer hochgezogen wurden. Der schönere Platz ist jedoch die Piazza del Duomo, auch sie unregelmäßig, weder Quadrat noch Dreieck, von Treppen geprägt. Eine breite Treppe führt zur einfachen Domfassade, niedrigere Stufen zum früheren Kreuzgang links, ein steiler Aufgang zum Palazzo Comunale mit dem sogenannten Dante-Saal. Das Museo Civico e Pinacoteca im selben Gebäude betritt man vom Kreuzgang her (Di-So 9.30 – 12.30 und 15.30 – 18.30 Uhr, im Winter 10 – 13 und 14.30 – 17.30 Uhr; gemeinsame Eintrittskarte auch für die Kapelle der heiligen Fina). Zur Piazza della Cisterna hin steht die erste öffentliche Loggia der Toscana (Ende 13./Anfang 14. Jahr-hundert), sie bildet das Untergeschoß des Palazzo del Podesta (1239, vergrößert 1337) mit seinen guelfischen Zinnen und dem angebauten Turm der Useppi, später der Chigi (1280).
Städtebaulich geradezu raffiniert ist der Voltone, der große Bogen gegenüber dem Dom, der beide Plätze trennt und doch verbindet. Schließlich rundet der mächtige Doppelturm eines Familienpalastes (der Salvucci, 13. Jahrhundert) das imposante Bild des Domplatzes ab.

Duomo: Der Dom gilt als eines der Schmuckstücke der Toskana aufgrund der fast vollständig erhaltenen Ausstattung. Er ist im romanischen Stil erbaut und stammt aus dem 12. Jh. Im Inneren sind Fresken aus der Sieneser Schule des 14. Jh. zu sehen, die Szenen des Alten und Neuen Testaments darstellen. Vor dem Querschiff im Süden befindet sich die Kapelle der heiligen Fina, der Schutzpatronin von San Gimignano. Ihre Fresken stammen zum Teil von Domenico Ghirlandaio (Geschichte des Lebens und Todes der Stadtheiligen; 1482). Dante war 1319 im Palazzo Comunale zu Besuch, weshalb der Ratsherrensaal im piano nobile nach ihm benannt wurde. Dante sollte einen erneuten Streit zwischen den verfeindeten Parteien schlichten. Draußen, rechts vom Dom, weist ein Weg "Al Castello" zur Ruine der Rocca, jetzt von Stadtpark umgeben und unbedingt zu erklettern: Zum Abschied gibt es den schönsten Blick auf San Gimignano und auch etwas Ruhe vor dem Rummel des Touristentreibens im Zentrum.

Gegen 12 Uhr fahren wir weiter nach Volterra, das wir in glühender Mittagshitze besichtigen (Vorteil: die Straßen sind nahezu ausgestorben).

Die Stadt besitzt ein großes Parkhaus an der Piazza dei Martiri della Libertà, aber auch im Norden kann man seinen Wagen (wir passen ja nun mal nicht ins Parkhaus) entlang der Stadtmauer abstellen. Parkplätze und Sehenswürdigkeiten sind hier hervor-ragend ausgeschildert.

Volterra ist die Stadt des Alabasters. Das Material, ein mineralischer Gips, wird in zwei Gruben (in Santa Luce und Castellina Marittima) abgebaut. In und um Volterra verarbeiten fast 250 Betriebe Alabaster, 800 Beschäftigte finden hier Arbeit. Die Alabasterschule von Volterra kann sich über Nachwuchsmangel wohl nicht beklagen.

Stadtrundgang durch Volterra: Wir beginnen an der Porta a Selci im Süden (von der S.S. 68 kommend), zu Füßen der riesenhaften Fortezza Medicea, die Lorenzo ll Magnifico 1472 bis 1475 bauen ließ. Seit 1880 ist sie eine der am strengsten bewachten Strafvollzugsanstalten Italiens. Hinter dem Tor beginnt die Via Don Minzoni. Hier steht rechter Hand, nach etwa 250 m, das berühmte Museo Etrusco Guarnacci (tgl. 9.30-13 und 15-18.30 Uhr), das allein über 600 Deckel etruskischer und römischer Graburnen besitzt. Thematisch übersichtlich geordnet sind auch Schmuckgegenstände, Spiegel und Vasen. Der Via Gramsci folgend, zweigt der Rundgang nach rechts Richtung Porta Fiorentina ab. Kurz vor dem Tor biegt man in die Via Panoramica ein, die links an der Stadtmauer entlangführt: Rechts sieht man tief unten das Römische Amphitheater. Die Gasse steigt steil an (schöne Aussicht auf die Volterraner Hügellandschaft) und macht dann einen Knick nach links zum Zentrum: In der Via del Mandorlo ist eine der besten Alabasterwerkstätten zu besichtigen. Über die Via Ricciarelli, nach links, gelangt man zur Piazza dei Priori, dem Herzen der mittelalterlichen Stadt. Kompakt und doch großzügig, der Platz der weltlichen Macht (auf der Rückseite, am Domplatz, konzentriert sich die geistliche Macht). Der Palazzo dei Priori war von Anfang an (1208) fast so geplant, wie er sich heute präsentiert, und ist damit das älteste noch erhaltene Rathaus der Toscana (einige gotische Umbauten, vor allem der Fenster, 1254). Einer Festung gleich mit wenigen Öffnungen im Erdgeschoß, etwas großzügiger in den oberen drei Stockwerken. (An der Ecke zur Via Turazza befindet sich das Touristenamt.) Der Palazzo del Pretorio oder del Podesta oder del Popolo, wie er auch genannt wird, steht mit seiner dreigeteilten Loggia gegenüber, entstanden aus mehreren privaten Palästen und Wohntürmen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Der eingebaute Turm trägt oben das Porcellino, eine Art Wahrzeichen Volterras, denn in den Wäldern der Hügel ringsum leben noch heute viele Wildschweine.

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Wunderbar restauriert zeigt sich der Palazzo Incontri um die Ecke, beste Renaissance des l5. Jahrhunderts. Hier hat heute die Sparkasse von Volterra ihren repräsentativen Sitz. Am Campanile des Domes vorbei erreicht man den Domplatz, den das Oktogonal des Baptisteriums schmückt (teilweise wird es als Ausstellungsraum benutzt). Lange war Volterra Bischofssitz, was man dem Dom Santa Maria Assunta nach langjährigen Restaurierungsarbeiten wieder ansieht. Die dreischiffige Basilika stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde mehrfach umgebaut: Fast erdrückend wirkt die schwere Kassettendecke des Hauptschiffes und wenig passend die stuckierten Kapitelle der Granit vortäuschenden Säulen. Sehr schön ausgearbeitet ist dagegen die rechteckige Kanzel, die von vier Fabelwesen getragen wird – zwei Löwen, einem Kalb und einem Kalb mit menschlichem Kopf.

Hinter dem Baptisterium führt eine schmale Gasse abwärts zur Via Porta dell’ Arco und zum Arco Etrusco, dem etruskischen Stadttor, das in die römischen Mauern eingebaut wurde. Durch die schweren Steinquader im unteren Bereich wirkt es recht wuchtig (4. vorchristliches Jahrhundert, mit rund hundert Jahre jüngeren Bögen innen und außen). Die drei verwitterten Köpfe am äußeren Bogen könnten Zeus und die beiden Dioskuren zeigen – gesichert ist es nicht. Jedenfalls werden sie häufig als das Sinnbild Volterras abgelichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Tor, um die drohende Sprengung durch die deutschen Truppen wegen der nahenden Alliierten abzuwehren, von den Volterranern in kürzester Zeit völlig zugemauert. Blick von hier aufs Land: die Volterrana zu Füßen. In der Via Porta dell’ Arco sollte man auf das Steinpflaster achten: Es ist voller versteinerter Muscheln.

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Von Volterra fahren wir dann die schöne S.S. 68 über Colle Val d’ Elsa und weiter die S.S. 2 Via Cassia über Colle Valdelsa - schöne Altstadt umgeben von mittelalterlicher Stadtmauer - und Monteriggioni, das ebenfalls eine vollständig erhaltene nahezu kreisrunde Stadtmauer aus dem Mittelalter hat, nach Siena. Dort kommen wir am späten Nachmittag an und finden auf dem Campingplatz "Colleverde", ca. 2 km von der Altstadt entfernt, ein hübsches Plätzchen mit Blick auf die alten Gemäuer von Siena.

Freitag, 08.05.

Mit dem Bus, der unmittelbar am Campingplatz hält (Ticket hätten wir im Tabacchi kaufen müssen, aber das hat geschlossen – was bleibt uns übrig? – wir fahren "schwarz"), fahren wir in die Innenstadt von Siena (http://www.comune.siena.it ).

Siena: Im Gegensatz zu Florenz, das von der Renaissance geprägt ist, präsentiert sich Siena im gotischen Stil. Auffallend sind die hohen Backsteinpaläste und die gepflasterten engen Gassen. Die Stadt erstreckt sich über drei Hügel. Das Zentrum bildet der muschelförmige Platz "Il Campo". Ganz besonders beeindruckend sind der Dom Santa Maria Assunta und der Campanile an der Piazza del Campo.

Siena ist neben Florenz der bekannteste Ort in der Toskana. Das Datum der Gründung der Stadt ist umstritten. Angeblich soll die Stadt von den Söhnen des Remus gegründet worden sein. Daran erinnert bis heute ein Denkmal vor dem Dom, das die Wölfin mit den Kindern zeigt. Um das Jahr 1235 erhielt Siena die Unabhängigkeit von Florenz, mit eigener Regierung und Münzprägung. Damit begann die eigentliche Blütezeit der Stadt, in der die Bankiers von Siena zu den reichsten Europas zählten. Die Sieneser Maler, Bildhauer und Architekten schufen während dieser Zeit Kunstwerke, die bis zum heutigen Tag richtungsweisend sind.

Ein weiterer Einschnitt in die Stadtgeschichte von Siena war die verheerende Pest Mitte des 14. Jahrhunderts, der 75% der Bewohner zum Opfer fielen. Darauf folgten im raschen Wechsel päpstliche, kaiserliche und autokratische Herrschaft. Der heutige Reichtum der Stadt Siena begründet sich hauptsächlich durch den Tourismus und das Bankwesen.

Zuerst wollen wir uns das "Herz der mittelalterlichen Stadt ansehen: Il Campo, der als einer der schönsten Plätze der Welt gilt. Wir schlendern die Via dei Banchi hinunter, die geschäftigste und, glaube ich (diese Preise!), auch teuerste Einkaufsstraße und zugleich der Sitz der größten Banken der Stadt ist, - und dann stehen wir ergriffen auf dem Campo. Ist das schön!

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Die Piazza del Campo, ursprünglicher Kern der Stadt Siena, wurde zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert angelegt und ist fächerartig aufgeteilt. Das Pflaster ist in verschiedene Sektoren aus rotem Backstein geteilt. Der Platz entstand vermutlich, um das Regenwasser zu dämmen und das bergab verlaufende Terrain, das bereits für den Markt vorgesehen war, urbar zu machen. Der Bereich umfaßte zu dieser Zeit sowohl den aktuellen Platz als auch die sogenannte Piazza del Mercato (Marktplatz) und geht nach Dokumenten der Gemeinde auf das Jahr 1196 zurück, die den Grundstückserwerb belegen. Der Bau einer großen Mauer diente dann dazu, die beiden Bereiche zu teilen, und der Campo erhielt somit seine charakteristische Form, während um die Mauer herum und auch auf dieser selbst die ersten Gebäude entstanden. Im Laufe der Zeit erfüllte der Campo immer mehr die Funktion einer wirklichen Piazza: öffentlicher Treffpunkt und Ort des sozialen, bürgerlichen und religiösen Lebens. Mitten auf dem Platz steht die Kopie der Fonte Gaia (Original im Rathaus), bei der sich nicht nur Tauben, sondern auch Sieneser und Touristen treffen.

Weitere Sehenswürdigkeiten rund um den Campo:

Palazzo Publico: Das Rathaus wurde 1297 erbaut und hat drei Geschosse. Der gotische Bau besteht aus Travertin und Backstein. In der Mitte des ersten Obergeschosses sieht man das Wappen der Medici-Fürsten. Auch die sienesische Wölfin ist an der Fassade abgebildet. Ein Teil des Rathauses wird von dem berühmten Torre del Mangia beherrscht. Man kann den Turm besteigen und eine wunderbare Aussicht über Siena genießen. Erbaut wurde der Turm zwischen 1338 und 1344 von Minuccio und Francesco di Rinaldo.
Palazzo Piccolomini: Die Piccolomini haben die Renaissance nach Siena gebracht. Ihr Palast wirkt düster und schwer und birgt in seinen repräsentativen Räumen das Staatsarchiv (werktags vormittags nur kurz zugänglich).

Zweimal jährlich findet auf dem Campo der Palio (Kurzvideo) statt, ein Pferderennen um die Piazza, bei dem es gilt, den Platz innerhalb von 3 Minuten und 9 Sekunden zu umrunden. Der Sieger trägt die Palio, die bemalte Standarte in sein Stadtviertel (Contrada). Ganz Siena ist in verschiedene Contradas mit unterschiedlichen Symbolen, wie z. B. Raupe, Eule, Drache, Turm, Wald, Panther, Muschel u.a. unterteilt. Die Reiter tragen diese Symbole auf Ihren Kostümen. Die Contrada ist eine engverflochtene Stadtviertelgemeinschaft. Jeder Sieneser identifiziert sich mit seiner Contrada, die Zugehörigkeit zur Contrada steht über allem. Dieses Brauchtum geht auf das Jahr 1260 zurück, in dem Siena die Truppen des feindlichen Florenz niedermetzelte.

Vom Campo bummeln wir zum Dom, der für uns den Höhepunkt aller bisher in der Toskana besichtigten Kirchen darstellt.

Duomo Santa Maria: Mit dem Dombau wurde Mitte des 12. Jahrhunderts begonnen. Es dauerte jedoch Jahrzehnte, bis dieses großartige Werk fertiggestellt war. Größtenteils ist er ein gotisches Bauwerk. Er gehört zu den am prächtigsten ausgestatteten Kirchen Italiens. Besonders schön: Die Pisano-Kanzel und das runde Glasfenster über dem Chor. Wer an Einzelheiten des Baus interessiert ist kann sich darüber im Dommuseum informieren und natürlich sollte man für die Innen- und Außenbegehung des Domes viel Zeit mitbringen (Öffnungszeiten: tgl. 7.30 – 19.30 Uhr, im Winter bis 17 Uhr).

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Dem Dom gegenüber steht der mächtige Komplex des Ospedale di Santa della Scala aus dem 13. Und 14. Jh., eines der ältesten Hospitale Europas.

Gegen Mittag machen wir ein Schattenpäuschen (es ist inzwischen ziemlich heiß!) an der Fontebranda, der prächtigsten und trutzigsten Brunnenkonstruktion (es ist ein Brunnenhaus) Sienas, die zu Füßen der gewaltigen Hallenkirche San Domenico liegt.

Auf dem Weg dorthin passieren wir das Sanktuarium und das Wohnhaus der Heiligen Katharina: Öffnungszeiten im Sommer: 9.00 - 12.30 Uhr und 14.30 - 18.00 Uhr, im Winter: 9.00 - 12.30 Uhr und 15.30 - 18.00 Uhr, Eintritt frei. Santa Caterina ist übrigens die zweite Schutzpatronin Italiens. Die Wallfahrtsstätte umfaßt die zum Geburtshaus der Heiligen Caterina Benincasa gehörigen Zimmer und andere angrenzende Bauten, die 1464 zum Wallfahrtsort wurden. Im Inneren befindet sich die obere Gebetskapelle, einst die Küche, die mit einer Kassettendecke und einem im Jahre 1600 erneuerten Majolikaboden ausgestattet ist. Von der kleinen Loggia, die Baldassare Peruzzi zugeschrieben wird und im Jahr 1553 umgearbeitet wurde, erreicht man den 1941 mit doppelten Bögen errichteten Säulengang der "Kommunen Italiens". Von hier aus erreicht man auch die Kreuzkirche, ein einschiffiges Gebäude mit Fresken von Giuseppe Nasini. Nach rechts hinabsteigend gelangt man zum Oratorium "della Camera" (in Gebetskapelle verwandeltes Schlafzimmer der Heiligen) mit von 1896 stammenden Fresken von Alessandro Franchi, die 7 Geschichten aus dem Leben der Heiligen darstellen.

Nach unserer Mittagspause steigen wir die Via della Galluzza hinauf, um uns die vielen Torbögen, die dieses romantische Sträßchen überspannen, anzusehen.

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Allmählich haben wir Hunger. Zum Glück entdecken wir sogleich ein hübsches Ristorante an der Piazza San Giovanni, wo wir mit schönem Blick auf das Baptisterium lecker essen.

Ausgeruht und gestärkt schlendern wir anschließend noch ein wenig durch die Straßen Sienas und lassen die schönen gotischen Fassaden der Häuser und Palazzi auf uns wirken. Von der Piazza San Domenico, die hoch über der Stadt liegt, hat man einen herrlichen Blick auf die Altstadt mit dem Dom und dem Baptisterium. In der Hallenkirche San Domenico wollen wir uns schöne Fresken anschauen und entdecken, daß die Kirche, obwohl sie anders heißt, eine Chiesa Cateriana ist, d.h. sie ist der Heiligen Katharina gewidmet. Alle Bilder stellen Szenen ihres Lebens dar.

Am späten Nachmittag sind wir – müde gelaufen – wieder zurück auf dem Campingplatz, wo wir mit ausgestreckten Beinen den herrlichen Blick auf die rot in der Sonne leuchtende Stadt Siena mit ihren weltberühmten Bauwerken genießen.

Nächstes Ziel unserer Reise: die Maremma