Dritter Teil


Mittwoch, 17.10.

Tour 4: San Martino – Talamona – Cosio Valtellino – Delebio – Dervio – Bellano – Mandello – Lecco – Civate

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Die Fahrt entlang des Ostufers bietet wieder reizvolle Ausblicke auf den See und hübsche Ortschaften mit viel italienischem Flair. Hinter Mandello führt die Straße durch einen Tunnel, wo man erfahrungsgemäß nicht viel Sightseeing erleben kann. Als wir diesen verlassen, befinden wir uns kurz vor Lecco, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, am Südostausläufer des Comer Sees gelegen. Lecco ist eine große Industriestadt (Stahlwerk) mit 45 300 Einwohnern, in der der Schriftsteller Allessandro Manzoni (1785 – 1873) lebte. Die Villa Manzoni kann besichtigt werden.

Zum längeren Verweilen reizt uns Lecco nicht, aber mein Adlerauge erspäht bei der Durchfahrt einen Markt, den ich im Schnelldurchlauf absolviere (und ein hübsches Holztablett gaaanz billig ergattere), während Günther im Womo wartet.

Wir fahren weiter nach Civate, das ebenfalls eine geschäftige Industriestadt ist. Von dort wollen wir zur Wallfahrtskirche San Pietro al Monte wandern. Nach unserer Wanderbeschreibung suchen wir einen Parkplatz für unseren Hiram und geraten mitten in den am Hang gelegenen alten Ortskern, der zwar nett anzusehen, aber schlecht zu durchqueren ist, weil unser Hiram wohl zu dick ist. Wir entschließen uns, ihn etwas unterhalb am Stadion abzustellen.

Ausblicke auf den Lago di Annone

So sind wir schon ein wenig geschafft, bevor die eigentliche Wanderung beginnt. „Unser“ guter Herr Hüsler beschreibt sie als einen Kunstspaziergang. Können wir ihm diesmal Glauben schenken? Mal sehen. -Sehr schnell wird uns klar, dass Herr Hüsler uns auch bei dieser Wanderung ganz schön veräppelt hat. Es geht nicht nur stetig den Berg hinauf, es gibt überdies zum Schluss mehr als 1000 Stufen (mein Zählgenie hat mitgezählt), die den Pilgern das fromme Leben schwer machen.  Zum wiederholten Mal drängt sich mir der ketzerische Gedanke auf, dass die katholische Kirche ihre Gläubigen nicht wirklich lieben kann, wenn sie sie so malträtiert.

Sehnsuchtsvoll geht unser Blick gelegentlich in die Höhe: Taucht die Kirche denn immer noch nicht auf?

Mein Herzallerliebster erzählt mir mal wieder das Märchen von der nächsten Kurve, hinter der unser Ziel auftauchen wird. Aber in meinem Alter glaubt man nicht mehr an Märchen. Eigentlich schade, denn die Realität ist schwer zu ertragen. Von wegen Kunstspaziergang, Herr Hüsler! Wenn ich dem mal begegne!

Der Weg führt ständig durch den Wald und ist ein wenig langweilig, wenn ich ehrlich sein soll. Außer Bäumen nix zu sehen.

Unsere Gebete oh Herr, lass diese Stufen enden werden schließlich erhört: Wir haben San Pietro erreicht. Aber auch vor der Kirche muss noch einmal ein Ensemble von Stufen als letzte Nickeligkeit erklommen werden. Christliche Nächstenliebe stelle ich mir jedenfalls anders vor, liebe Erbauer dieser –zugegebenermaßen - schönen Kirche!

Als wir das Kirchenportal schließlich erreicht haben, stellen wir enttäuscht fest, dass es verschlossen ist. Wir haben doch gelesen, dass die Kirche bis 16 Uhr geöffnet sein soll und sind empört: Es ist 15.50 Uhr! Unverschämtheit, finden wir!

Durch ein Fenster werfen wir einen Blick ins relativ schmucklose Innere; irgendwo da drinnen müssten schöne Stukkaturen zu sehen sein.... Die Fresken am Portal entschädigen uns ein wenig, und der Blick in die Weite, den man von hier oben hat, ist sicherlich auch nicht zu verachten.

Dieses Panorama bietet gerade den richtigen Rahmen für ein Picknick, das wir uns jetzt redlich verdient haben!

Der Rückweg über die - gäbe es nicht Günthers Tick, würde ich jetzt sagen können: „unzähligen“, Treppenstufen geht ordentlich in die Knie, aber - getreu dem Motto: Was uns nicht gleich umbringt, macht uns nur stärker halten wir bis zum bitteren Ende durch. Was bleibt uns auch anderes übrig? Im Ortskern von Civate entdecken wir ein Schild, auf dem wir lesen können, das San Pietro nur im Sommer tagsüber geöffnet ist, ansonsten muss man sich bei der Gemeinde telefonisch anmelden und einen Schlüssel abholen. Da waren wir also die Dummen. Schlecht recherchiert, nennt man das.

Obwohl wir ziemlich geschafft sind, ist für uns klar, dass wir noch weiterfahren, denn Civate ist mit Sicherheit kein schöner Ort für eine Übernachtung. Unser nächstes Ziel ist Bellagio, und so entscheiden wir uns, erst einmal in diese Richtung zu fahren und unterwegs nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten.

In Onno – gegenüber von Madello del Lario - entdecken wir am Seeufer, rechts der Straße, die nicht sehr befahren zu sein scheint, ein geeignetes Plätzchen für uns, von dem wir hoffen, dass es uns eine ruhige Nacht bieten wird.

Donnerstag, 18.10.

Die Nacht war tatsächlich ruhig, wir haben ungestört geschlafen. Bis auf schmerzende Waden und eine kleine Blase, die sich an meinem rechten Fuß in mein Bewusstsein drängt, fühlen wir uns fit für den kommenden Tag, der sich auch heute mit Sonnenglanz auf dem vor uns liegenden See ankündigt.

Nach dem Frühstück fahren wir weiter nach Bellagio, das nur noch 9 km entfernt ist.  Am Anfang der Seepromenade gibt es dort einen großen Parkplatz, wo man auch ein Wohnmobil in der Größe unseres Hiram parken kann (gebührenpflichtig) - jedenfalls in der Nachsaison.

Onno bis Bellagio
Onno_Bellagio

Ein Bummel durch das hübsche Städtchen lohnt sich. Eigentlich könnten wir diesmal die sehenswerten Parks der Villa Melzi und der Villa Serbelloni besichtigen, aber wir möchten uns lieber vom Flair der malerischen Gassen und Bogengänge, der noblen Villen und exklusiven Hotels umwehen lassen. Die „Perle des Comer Sees“ ist ein Luftkurort vom Feinsten. Bellagio liegt auf dem Felsvorsprung, an dem die drei Arme des Comer Sees aufeinander treffen.

Ein Bummel durch das hübsche Städtchen lohnt sich. Eigentlich könnten wir diesmal die sehenswerten Parks der Villa Melzi und der Villa Serbelloni besichtigen, aber wir möchten uns lieber vom Flair der malerischen Gassen und Bogengänge, der noblen Villen und exklusiven Hotels umwehen lassen. Die „Perle des Comer Sees“ ist ein Luftkurort vom Feinsten. Bellagio liegt auf dem Felsvorsprung, an dem die drei Arme des Comer Sees aufeinander treffen.

In Como entschließen wir uns zu einem Zwischenstopp und wollen unser Womo diesmal wirklich auf dem großen Parkplatz am Bahnhof abstellen. Eine Park-Sightseeingtour wie wir sie an unserem zweiten Reisetag erlebt haben, möchten wir uns heute ersparen. Und siehe da: Wir finden die Stazione auf Anhieb. Rechts der Straße sind Parktaschen, und es ist sogar noch ein Plätzchen für uns frei. Am Parkautomaten stellen wir fest, dass wir nicht mehr genügend italienische Münzen haben. Na, dann nehmen wir doch die Kreditkarte! – sagt der Mann von Welt und schiebt sein Ding (ich meine natürlich die Karte) in den Schlitz (kann ich dafür, dass das so heißt?). Aber – so ist es ja immer, wenn man sich besonders cool findet – es tut sich nichts. Im Gegenteil, jetzt tut’s der ganze Automat nicht mehr. Nachdem auch andere ihr Glück erfolglos daran erprobt haben, entschließen wir uns – zwecks Vermeidung einer italienischen Knolle, mit unserem Hiram auf den Großraumparkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite umzuziehen.

Bis in die Altstadt ist es von hier nicht mehr weit, aber wir wollen nun endlich einmal unsere neuen Scooter ausprobieren, die wir uns auf der Caravanmesse in Düsseldorf gekauft haben.

Es macht wirklich Spaß mit diesen Dingern zu fahren, und man ist enorm fix damit. So rollern wir durch die Altstadt von Como, bestaunt von den Passanten. Günther gerät immer mehr in einen Scooterrausch, er fährt fast wie Schumi, und ich habe Mühe, ihm zu folgen.

Nachdem wir noch einige Einkäufe getätigt haben, lassen wir uns in einem Straßencafé am Seeufer nieder, genießen die warme Nachmittagssonne, das bunte Treiben um uns herum und einen leckeren Cappucchino.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz gibt es einen Crash: Gabilein legt sich mit ihrem Scooter auf dem Gehsteig nieder. Muss man für das Ding erst den Führerschein machen, oder warum fahre ich plötzlich so exotisch damit? Die Ursachenforschung ergibt dann, dass ich den Lenker verkehrt herum gedreht hatte. Frauen und Technik – sagt der tadelnde, leider jedoch kein bisschen mitfühlende - Blick meines Mannes.

Am frühen Abend machen wir bei Argegno auf der Westseite des Lago di Como Halt und stellen uns zur Übernachtung auf einen Parkplatz am See, rechts der Straße (hoffentlich wird es nicht so laut!).

Freitag, 19.10.

Die Nacht war relativ ruhig, doch auf der Uferstraße herrscht schon früh am Morgen reger Verkehr, so dass wir gezwungenermaßen heute Frühaufsteher sind.

Der Himmel strahlt zum ersten Mal nicht im leuchtendsten Morgenblau, es ist recht trübe und nebelig. Egal, der Urlaub ist fast vorüber. Nur unsere Freunde werden sauer sein, wenn wir wegen des diesigen Wetters ihre tolle Aussicht nicht bewundern können.

Die Fahrt hinüber zum Luganer See ist nur ein Katzensprung, und so gehen wir in Menaggio noch einmal bummeln und einkaufen, denn wir haben uns erst für den frühen Nachmittag bei Martha und Karl-Heinz  angemeldet.

Tour 6 (25 km): Argegno – Colonno – Ossuccio – Lenno – Tremezzo – Cadenabbia – Menaggio - Porlezza

Tour 6
Argegno_Porlezza

Als wir Porlezza durchqueren, ist dort gerade – na, was wohl? – klar doch: Markt. Zeit haben wir genug, und so kommt es, dass ich den dritten Markt auf dieser Reise abgrase (und nun um ein weiteres Top reicher bin). Anschließend ist es immer noch viel zu früh, um zu Stangs zu fahren. So fahren wir weiter bis Cima, einem hübschen Ort hinter Porlezza. Dort sorgen wir einmal mehr für ein Verkehrschaos, das mein Schatz mit der coolen Gelassenheit eines Brummifahrers bravourös meistert. Auf einem Parkplatz am See machen wir ein erholsames Mittagspäuschen, bis es Zeit wird, zu unseren Freunden zu fahren.

Bei unserer Ankunft stellt sich dann allerdings heraus, dass wir schon früher hätten antanzen können, denn Martha und Karl-Heinz haben uns schon erwartet. Ihre Wohnung – hoch oben am Berg gelegen (mit Traumausblick, den wir uns aber heute denken müssen), ist wirklich hübsch, und auch das Grundstück mit großem Pool ist einige bewundernde Aahs und Ooohs wert.

Ein gemütlicher Terrassenplausch bei Kaffee und Kuchen (ojeh, unsere Trennkost!) lässt uns gnädig darüber hinwegsehen, dass die beiden Stangs uns nicht mit besserem Wetter verwöhnen. Was kann man auch von einem Beamten anderes erwarten? Hat bis zur Abreise im Büro gepennt, um für die Nachtfahrt nach Porlezza fit zu sein, und sich dabei kein bisschen um die Großwetterlage gekümmert. So isset!

 

Am Abend speisen wir hervorragend in einem sehr hübsch am See gelegenen Ristorante und beschließen den Besuch mit einem guten Schluck bei Stangs.

Samstag, 20.10.

Heute geht es also Richtung Heimat mit Zwischenstopp bei Zimmermanns in Vöhringen (Bayern).

Wir werden über den San Bernardino – Pass fahren, auch wenn das Wetter gar nicht mehr schön ist. Diese Strecke ist landschaftlich besonders schön (die Via Mala sind wir vor Jahren einmal gefahren), und wir stellen fest, dass sie sogar bei diesem trüben Wetter ihren Reiz hat.

Bei einem Telefonat mit Peter Zimmermann erfahren wir zu unserer Bestürzung, dass Franca im Krankenhaus ist. Inzwischen geht es ihr aber zum Glück schon wieder besser.

Am Nachmittag kommen wir in Vöhringen an, wo Peter uns freudig begrüßt.

Wir verleben einen gemütlichen Nachmittag und Abend mit ihm - mit guten Gesprächen und herrlichem Essen in seinem Lieblingsrestaurant.

Sonntag, 21.10.

Heute geht die Reise nun endgültig ihrem Ende zu. Nach gegenseitigen guten Wünschen, vor allem für Franca, verabschieden wir uns von Peter und klimmen in unseren Hiram, der uns nun auf dem schnellsten Weg nach Hause bringen soll.

Am Nachmittag kommen wir in Bad Honnef an. - Kontrastprogramm wie immer: In ganz Deutschland war schlechtes Wetter, bei uns ist es schön (sonst ist es meistens umgekehrt).

Garten und Haus liegen im Licht der untergehenden Sonne, und ich denke gerührt: Daheim ist es ja wohl auch schön, oder?

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